Europäische Bankaktien stehen teilweise seit Wochen unter Druck, die Turbulenzen in den USA drohten auch auf den Kontinent überzugreifen. Dabei deutete sich bereits vor Beginn der Pandemie eine Konsolidierung an. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing will zumindest in einem Bereich demnächst aber nicht zukaufen.
Als Sewing 2018 zur Deutschen Bank kam, steckte das Traditions-Institut in einer schweren Krise, der Fortbestand stand auf dem Spiel. Nach einem Jahr an der Spitze startete der Topmanager im Sommer 2019 den Befreiungsschlag und leitete eine tiefgreifende Sanierung ein. Die Aussichten bewerteten viele Experten als durchwachsen.
Ende vergangenen Jahres wurde die Sanierung aber mit Erfolg abgeschlossen, die Deutsche Bank ist längst wieder profitabel. Bei der Finance-Forward-Konferenz vergangene Woche sagte Sewing nun rückblickend, dass die Bank schwere Fehler in der Vergangenheit gemacht habe, sei teilweise arrogant gewesen und nicht sonderlich integer. „Wir haben den Stolz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verloren“, sagte Sewing weiter.
Er betonte, die Deutsche Bank habe einen schwierigen Restrukturierungs- und Transformationsprozess hinter sich gebracht und blicke nun hoffnungsvoll nach vorne. „Wir haben ganze Bereiche herausgenommen, in denen wir gerne mitgespielt haben, aber nicht gut drin waren. Jetzt besinnen wir uns auf unsere Stärken.“
Inzwischen wachse die Bank auch wieder organisch. Und genau so soll das Wachstum zunächst auch weitergehen. Bei Zukäufen zeigte sich der Bankchef eher zurückhaltend. Zwar hätten Neobroker und Fintechs wie Scalable Capital oder N26 die Bank wachgerüttelt, aber viele Bewertungen seien noch immer zu hoch. Bislang habe man erfolgreich mit diesen Unternehmen kooperiert, und das solle auch vorerst so weitergehen. „Wir mussten fünf Jahre unseren eigenen Laden drehen. Jetzt wachsen wir erst mal aus eigener Kraft und schauen dann weiter.“
Die Aktie tendierte in den vergangenen Tagen seitwärts, Impulse für eine positive Entwicklung fehlten. Beruhigt sich die Situation im Sektor, insbesondere in den USA aber weiter, dann spricht nichts gegen steigende Kurse. Denn die Zinsen in der Eurozone dürften noch ein Stück weit anziehen.
Mutige Anleger nutzen das aktuelle Kursniveau zum Kauf.