Das dominierende Thema für Finanzinstitute würde eine globale Zinswende der Notenbanken sein. Das stand bereits Ende letzten Jahres fest und damit auch tendenziell sinkende Gewinne für Banken. Die Debatte am Markt wird tatsächlich von einer geldpolitischen Lockerung bestimmt, aber anders als noch vor Kurzem gedacht.
Das Brot-und-Butter-Geschäft von Banken besteht in der Kreditvergabe an Unternehmen und Privatpersonen. Steigen die Zinsen, dann zieht in der Regel auch die Zinsmarge an und die Geldhäuser verdienen mehr. Das zeigte sich eindrücklich auch seit der Zinswende 2022. Doch dieses Jahr ging die Mehrheit der Experten von sinkenden Leitzinsen aus, denn die Inflation in der Eurozone und den USA befand sich schon länger auf dem Rückzug.
Überraschenderweise könnte die EZB dieses Mal eher an der Zinsschraube drehen als die Fed. Im Sitzungsprotokoll der europäischen Notenbank vom letzten Monat finden sich mehrere Anhaltspunkte, die für einen ersten Zinsschritt im Juni sprechen. Vor allem dann, wenn bis dahin vorliegende Daten auf eine weiter auslaufende Inflationsdynamik hindeuten. Doch die Zinswende in beiden Währungsräumen lässt auf sich warten.
Auf der anderen Seite des Großen Teichs, in den USA, sieht es unerwarteterweise aber anders aus. Noch Ende letzten Jahres war der Großteil der Marktteilnehmer davon ausgegangen, dass die Fed die Zügel ab März lockert. Aber daraus wurde nichts und der erste Zinsschritt verschiebt sich nun immer weiter in das laufende Jahr. Auch Marktdaten der Terminbörse CME deuten nun in eine andere Richtung.
Mittlerweile liegt die ermittelte Wahrscheinlichkeit unveränderter Leitzinsen im Juni aktuell bei 42 Prozent. Im März waren es erst 36 Prozent gewesen. Laut Handelsblatt finden sich unter den Zinshändlern immer mehr, die nur noch maximal zwei statt mindestens drei Leitzinssenkungen erwarten.
Für global tätige Finanzinstitute wie die Deutsche Bank ist die verzögerte Zinswende ein Segen. Es ist einer der Gründe für die Rally der letzten Wochen, die die Aktie nun auf ein Mehr-Jahres-Hoch bei rund 15,00 Euro herangeführt hat.
Mutige Anleger können die Welle noch reiten und eine Position mit Stopp bei 11,00 Euro aufbauen.