Die Commerzbank befindet sich im Abwehrkampf gegen eine mögliche Übernahme durch die UniCredit. Erst im vergangenen Monat hat sie ihre Ziele für das Jahr 2027 verschärft. Dabei spielt die Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) eine zentrale Rolle.
Bereits im September 2023 hatte der Vorstand der Commerzbank seine Strategie für den Zeitraum bis 2027 angepasst. Ab 2025 sollten mindestens 50 Prozent des Jahresgewinns an die Aktionäre ausgeschüttet werden, dieses Ziel wurde nun auf mindestens 90 Prozent erhöht. Auch bei der Eigenkapitalrendite wurden ambitionierte Ziele gesetzt: Nach 4,9 Prozent im Jahr 2022 strebt die Bank ursprünglich bis 2027 mehr als elf Prozent an. Jetzt sind es 12,3 Prozent.
Nachdem am 11. September 2023 der Einstieg der UniCredit bei der Commerzbank bekannt wurde, war klar, dass die UniCredit langfristig eine Fusion anstreben könnte. Die erste Verteidigungslinie der Commerzbank besteht daher darin, den Aktienkurs zu steigern, um eine Übernahme für die UniCredit teurer oder gar unmöglich zu machen.
Entscheidend ist jedoch, dass es der Commerzbank gelingt, ihre neuen Ziele glaubwürdig zu erreichen. Zuletzt hatte der Vorstand nach Veröffentlichung der Q3-Zahlen die Prognose für die Nettozinserträge im laufenden Jahr von 8,1 Milliarden Euro auf 8,2 Milliarden Euro angehoben. Für 2025 erwarten Analysten allerdings einen Rückgang auf 7,8 Milliarden Euro, bevor die Erträge bis 2027 wieder auf 8,3 Milliarden Euro steigen sollen.
Die Stärke der Zinswende in der Eurozone wird maßgeblich beeinflussen, wie schwer oder leicht es der Commerzbank fallen wird, ihre Ziele für 2027 zu erreichen. Ein weiterer wichtiger Ertragsfaktor sind die Provisionseinnahmen. Hier strebt der Vorstand für das laufende Jahr eine Steigerung um fünf Prozent an. Analysten prognostizieren für 2023 Einnahmen von 3,56 Milliarden Euro und für 2027 rund vier Milliarden Euro.
Sollte es der Commerzbank gelingen, vorübergehende Rückgänge im Zinsgeschäft durch höhere Gebührenerträge auszugleichen, stehen die Chancen gut, dass sie ihre Ziele erreicht. Ob das jedoch ausreicht, um eine Übernahme durch die UniCredit zu verhindern, bleibt offen.
In jedem Fall hat die Aktie noch deutliches Potenzial.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.