Diese Woche brachte Bewegung in die Gerüchteküche rund um die Commerzbank. Grund dafür ist das überraschende Übernahmeangebot der UniCredit für die italienische Banco BPM. Eine Übernahme der Commerzbank durch UniCredit wird nun als weniger wahrscheinlich eingeschätzt.
Die Banco BPM ist gemessen an der Bilanzsumme das viertgrößte Finanzinstitut Italiens. Ebenso wie die Commerzbank wehrt sie sich gegen das Übernahmeinteresse der UniCredit. In Deutschland ist hingegen kaum bekannt, dass die Branchenkonsolidierung unter italienischen Banken seit Jahren in vollem Gange ist.
Sollte sich die UniCredit die Banco BPM sichern – insgesamt wird ein Angebot von zehn Milliarden Euro abgegeben –, könnte sie ihr Geschäft in Italien weiter ausbauen. Der Reiz einer Fusion mit der Commerzbank lag jedoch darin, den Anteil der ausländischen Erträge deutlich zu steigern und zugleich die Risiken zu diversifizieren. Als italienische Bank hält die UniCredit überproportional viele heimische Staatsanleihen. Eine Ergänzung durch deutsche Bundesanleihen über die Commerzbank wäre strategisch interessant gewesen.
Es ist korrekt, dass die UniCredit keine zwei Übernahmen gleichzeitig umsetzen wird. Dennoch regt sich auch bei der Banco BPM Widerstand. Der am Montag angebotene Preis pro Aktie beträgt 6,67 Euro, was nur 0,5 Prozent über dem Schlusskurs des vorherigen Freitags liegt.
Grundsätzlich ist die UniCredit für Übernahmen gut aufgestellt. Trotz der geplanten Kapitalerhöhung für den Kauf der Banco BPM verfügt sie mit einer harten Kernkapitalquote von 539 Basispunkten über dem regulatorischen Mindestniveau über erhebliche Überschüsse.
Die Commerzbank-Aktie hat in den letzten Tagen deutlich nachgegeben. Nachdem zunächst die 50-Tage-Linie bei 16,06 Euro und später der GD100 bei 14,96 Euro unterschritten wurden, notiert der Kurs nun knapp über der 200-Tage-Linie bei 14,14 Euro. Bis Klarheit über eine mögliche Übernahme herrscht, könnte es noch dauern. Doch auch als eigenständiger Konzern bleibt die Commerzbank für Anleger interessant. Der Stoppkurs bleibt bei 13,00 Euro.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.