Die Commerzbank will als Teil ihrer neuen Strategie die Tochter Comdirect, an der sie bisher 82 Prozent hielt, integrieren. Heute hat die Commerzbank ein offizielles Übernahmeangebot vorgelegt, um die Bank komplett zu übernehmen. Zudem hat die Comdirect Zahlen für die ersten neun Monate präsentiert.
Durch den Verkauf der Tochter Ebase wurde ein Rekordergebnis von 176 Millionen Euro verdient. Bereinigt um Ebase und sonstige „nicht fortgesetzte Geschäftsaktivitäten“ steht in den ersten neun Monaten ein Gewinn von 61 Millionen Euro zu Buche. Das sind 14 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Die Erträge stiegen im Zeitraum um acht Prozent auf 273 Millionen Euro. Durch mehr Kunden und Handelsgeschäft stieg das Provisionsergebnis und auch der Zinsüberschuss wuchs trotz Negativzinsen von 86,2 auf 94,3 Millionen Euro kräftig. Auch beim Kundenwachstum legten die Quickborner zu: Im laufenden Jahr konnten 174.000 Neukunden begrüßt werden gegenüber nur 160.000 vor einem Jahr
Commerzbank legt Angebot vor
Die Commerzbank hat den verbleibenden Comdirect-Aktionären heute morgen ein Angebot gemacht. Sie bietet 11,44 Euro je Aktie. Dies entspricht einer Prämie von 25 Prozent auf den Xetra-Schlusskurs der comdirect-Aktie vom 19. September 2019, dem Tag vor Veröffentlichung der Ad-hoc-Mitteilung zum Strategieentwurf "Commerzbank 5.0". Die Angebotsfrist für das Erwerbsangebot läuft bis zum 6. Dezember 2019 und steht unter der Vollzugsbedingung einer Mindestannahmequote von 90 Prozent (einschließlich der von der Commerzbank bereits gehaltenen comdirect-Aktien).
DER AKTIONÄR rät Anlegern, die aktuell in die Comdirect-Aktie investiert sind, den Großteil der Position über die Börse zu verkaufen. Mit dem Rest kann auf einen höheren Preis beim Sqeeze-out gesetzt werden.
Ist die Strategie "Magerkost"?
Das Bild bei den großen Investoren zur neuen Commerzbank-Strategie ist gemischt. Einer sagte gegenüber dem Handelsblatt: „Das ist Magerkost“. Er hätte sich ambitioniertere Ziele und stärkere Sparbemühungen gewünscht. Ein anderer Großaktionär bezeichnete die Strategie ebenfalls als enttäuschend. Gut sei allerdings, dass die Commerzbank nun eigentlich nur noch positiv überraschen könne.
Zumindest im dritten Quartal ist das gelungen. Dazu muss aber gesagt werden, dass die Bank im Laufe des Jahres die Erwartungen deutlich heruntergefahren hat. Ob die Strategie aufgeht, steht in den Sternen. Selbst wenn die Eigenkapitalrendite von vier Prozent erreicht wird, ist klar, dass das nicht das Ende der Fahnenstange sein kann. Mit diesem Wert ist die Bank langfristig nicht überlebensfähig und lebt von der Substanz.