Die Commerzbank-Aktie ist seit dem Kapitalmarkttag am Donnerstag letzter Woche weiter nach oben geklettert. Damit folgen die Papiere dem Branchentrend in Europa. Im Fokus der Anleger sind natürlich die erhöhten Ausschüttungsziele. Doch die Commerzbank will bei zahlreichen anderen Kennzahlen bis 2028 besser als bisher in Aussicht gestellt abschneiden.
Nachdem bereits am 31. Januar vorläufige Zahlen vermeldet wurden, gab es letzten Donnerstag mit den endgültigen Ergebnissen keine großen Überraschungen mehr. Aber am selben Tag fand auch der erste Kapitalmarkttag seit drei Jahren statt. Hier ging es darum, dem Markt eine Perspektive für die langfristige Eigenständigkeit aufzuzeigen, denn in den kommenden Wochen oder Monaten droht ein Übernahmeangebot der italienischen UniCredit.
In den Fokus rückten vor allem die angehobenen Ausschüttungsziele. Unter Berücksichtigung der Restrukturierungsaufwendungen für 2025 sind es in diesem Jahr 120 Prozent des Gewinns, danach bis 2028 der komplette Überschuss. Das bedeutet, dass die Dividende und die Aktienrückkäufe deutlich anziehen. Die Analysten der Bank of America erwarten zum Beispiel, dass im Zeitraum 2024 bis 2027 insgesamt 10,6 Milliarden Euro ausgeschüttet werden können, was ungefähr 45 Prozent der Marktkapitalisierung entspricht.
Der Nettogewinn, der letztes Jahr auf einen Rekordwert von 2,68 Milliarden Euro gestiegen war, soll 2028 bei 4,2 Milliarden Euro liegen. Um da hin zu kommen, müssen die Erträge in den kommenden Jahren deutlich steigen. Betrugen sie vergangenes Jahr noch 11,1 Milliarden Euro, sollen es 2028 14,2 Milliarden Euro sein. Das unterstellt eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von vier Prozent.
Konzernweit soll die Kreditvergabe um fünf Prozent zulegen. Im Firmenkundengeschäft sollen es dabei acht Prozent mehr bei den Darlehen sein, im Privatkundengeschäft wird nur ein Prozent unterstellt. Die polnische Tochter mBank soll mit vier Prozent Ertragswachstum zu den Unternehmenszielen beitragen. In der Vermögensverwaltung sieht das Managementteam um CEO Bettina Orlopp bei den Gebühreneinnahmen jährliche Wachstumsraten von durchschnittlich sieben Prozent bis 2028.
Gleichzeitig müssen die Kosten sinken, um effizienter zu werden. Im letzten Jahr wurde eine Kosten-Ertrags-Quote von 59 Prozent erreicht, angepeilt wurden nur 60 Prozent. Bis 2028 soll der Wert bei 50 Prozent liegen. Im laufenden Jahr wird das Zwischenziel von 57 Prozent in Aussicht gestellt, kommendes Jahr dann 56 Prozent und 2027 54 Prozent.
Die Ziele der Commerzbank, insbesondere eine Eigenkapitalrendite von 15 Prozent bis 2028, sind teils sehr ambitioniert. Allerdings sind fast alle Kennzahlen mit Werten für die folgenden Jahre bis 2028 unterfüttert. Somit muss sich der Vorstand jährlich daran messen lassen, ob man auf Kurs ist. Außerdem sind die unterstellten makroökonomischen Parameter wie Zinsniveau oder Wirtschaftswachstum in Deutschland konservativ gewählt.
Die neue Strategie der Commerzbank ist ambitioniert, aber sehr detailliert. Nach der Bundestagswahl am kommenden Sonntag könnte es aber je nach Geschwindigkeit der Regierungsbildung bald zu einem Übernahmeangebot der UniCredit kommen. DER AKTIONÄR sieht noch Potenzial und hat sein Kursziel auf 23,00 Euro erhöht. Der Stopp sollte auf 16,50 Euro nachgezogen werden.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.