Die Commerzbank will die Tochter Comdirect, an der sie knapp 82 Prozent hält, komplett übernehmen. Gestern wurde ein Angebot an die verbleibenden Aktionäre unterbreitet. DER AKTIONÄR berichtete. Doch nun gibt es die ersten Widerstände. Die Übernahme könnte sich länger hinziehen als gedacht. Das würde die ganze Strategie der Commerzbank verzögern – Zeit hat man nicht hat.
Der nach der Commerzbank zweitgrößte Comdirect-Investor Petrus, der drei Prozent der Aktien besitzt, lehnt das Übernahmeangebot ab. „Da die Aktie aktuell bei 13,60 Euro handelt und damit circa 19 Prozent über dem Angebotspreis liegt, ist das Angebot unverständlich“, teilte der in London ansässige Investor mit, so das Handelsblatt.
Petrus empfiehlt auch allen anderen Minderheitsaktionären, ihre Aktien nicht zu diesem Preis an die Commerzbank zu verkaufen. „Gleichzeitig bieten wir nicht-institutionellen Minderheitsaktionären kostenfreie Vertretung in dieser Situation an.“ Petrus ist bei der Comdirect als aktivistischer Investor eingestiegen, um den Wert der Bank zu steigern. Wiederholt wurde die Beziehung zur Commerzbank kritisiert.
Langwieriger Prozess
Schafft es die Commerzbank nicht, 90 Prozent der Comdirect-Anteile einzusammeln, wird es teuer. Dann stünde eine Zwangsverschmelzung der beiden Banken an, was ab einer Mehrheit von 75 Prozent durch das Umwandlungsgesetz möglich ist. Altaktionäre der Comdirect würden dann Commerzbank-Aktien erhalten, das Tauschverhältnis müsste von Gutachtern festgelegt werden. Außerdem müssten beide Hauptversammlungen der Fusion zustimmen. Beim Squeeze-out wäre es nur die Hauptversammlung der Comdirect.
DER AKTIONÄR rät Comdirect-Aktionären zum Verkauf des Großteils ihrer Position, da der Börsenkurs derzeit bei 13,52 Euro und damit deutlich über dem Angebot der Commerzbank von 11,44 Euro liegt. Mit dem Rest kann auf einen Erhöhung des Angebotspreises beim Squeeze-Out spekuliert werden.