Die deutsche Bundesregierung lehnt eine Übernahme der Commerzbank durch die italienische UniCredit ab, will aber eine Fusion nicht verhindern. Das ist die offizielle Linie der Politik. Hinter den Kulissen versucht Berlin aber offenbar doch, Einfluss zu nehmen.
Eine Meldung der Nachrichtenagentur Reuters legt nahe, dass die deutsche Regierung über die Aufsichtsbehörden versuchen könnte, eine Übernahme der Commerzbank durch die UniCredit doch noch zu vereiteln. Die Politik war von dem Einstieg der Italiener bei Deutschlands zweitgrößter Bank vor mehreren Wochen überrumpelt worden.
Laut Reuters würden sich die offiziellen Stellen in Deutschland auf ein feindliches Übernahmeangebot vorbereiten. Aktuell prüft die Finanzaufsichtsbehörde BaFin, ob UniCredit statt aktuell 9,9 Prozent der Anteile an der Commerzbank auch 29,9 Prozent halten darf. Eigentlich dürfte das im Fall von UniCredit nur eine Formalität sein.
Denn die Bank ist den Aufsichtsbehörden hinlänglich bekannt, agiert seit rund 20 Jahren bereits über die HypoVereinsbank in Deutschland und ist mittlerweile sehr gut kapitalisiert. Wesentliche Kriterien, die im Inhaberkontrollverfahren geprüft werden, dürften erfüllt sein.
Die BaFin prüft zwar nur im Auftrag der EZB, die dann auch grünes Licht für eine Fusion geben müsste. Und die Europäische Zentralbank befürwortet seit Jahren grenzüberschreitende Zusammenschlüsse von Großbanken. Allerdings untersteht die BaFin auch dem deutschen Finanzministerium.
Mehrere mit den Überlegungen der Regierung vertraute Personen berichteten nun gegenüber Reuters, dass Berlin große Bedenken gegen die Übernahme hat, was sich auch in den Bericht der BaFin an die EZB einfließen könnte. Im Zentrum steht die Sorge, bei Schwierigkeiten des italienischen Staates für UniCredit mitzuhaften. Denn die Bank hat mit 40 Milliarden Euro übermäßig viele italienische Staatsanleihen in den Büchern.
Einfluss über die Aufsichtsbehörden auszuüben, ist die einzige Möglichkeit der deutschen Politik, die Übernahme noch aufzuhalten oder zu verzögern. Sonderlich hoch dürften die Chancen aber nicht sein, denn die EZB hat das letzte Wort. Bei der Commerzbank stehen Anfang November, am 6., erst einmal die Quartalszahlen an.
Die Aktie bleibt ein Kauf mit Stopp bei 13,00 Euro.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.
Der Vorstand der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Leon Müller, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.