Aus dem Börsen.Briefing. – dem börsentäglichen Newsletter von DER AKTIONÄR und finanztreff.de: Der Absturz der Türkischen Lira geht weiter. Am Devisenmarkt markierte die Türken-Währung zum Wochenstart ein neues Allzeittief. Weiter wachsende Bedenken hinsichtlich politischer und geopolitischer Sorgen werden als Grund gesehen. Immer mehr ausländische Anleger trennen sich von Türkei-Anleihen.
Die Lira verbilligt sich zum Wochenstart um über ein Prozent und sackt am Montag-Vormittag auf nur noch 10,5 Euro-Cent (siehe Chart). Auch zum US-Dollar wurde ein neuer historischer Tiefstand markiert. Anders herum mussten erstmals mehr als 8 Lira für einen Dollar und mehr als 9,50 Lira für einen Euro gezahlt werden.
Als Gründe gelten erneute Kämpfe in der Region Berg-Karabach, die einen neuen Waffenstillstand zu stören drohen. Auch die Spannungen zwischen Ankara und Athen über ein umstrittenes Gebiet im östlichen Mittelmeerraum lasten auf der Türkei-Währung.
In der vergangenen Woche hatte die türkische Zentralbank zudem entschieden, die Zinssätze unverändert zu halten. Eigentlich müssten die Leitzinsen deutlich steigen, um Devisen ins Land zu holen.
Marktteilnehmer bezweifeln, dass der Kampf gegen die steigende Inflation angesichts schwindender Devisenreserven gelingen kann. Laut VP-Bank Chefökonom Thomas Gitzel leidet die Türkei unter einem hohen Stand an Fremdwährungskrediten, daher werde die Währungsschwäche zu einem akuten Problem. Hierbei sei besonders der Privatsektor von der Überschuldung betroffen.
Gitzel ist der Ansicht, dass die Situation in der Türkei "in Anbetracht einer nur dürftigen Ausstattung mit Devisenreserven von rund sieben Prozent gemessen am Bruttoinlandsprodukt" zunehmend prekär ist. Bei einer Auslandsverschuldung von 62 Prozent liege eine Zahlungsbilanz-Krise im Bereich des Möglichen.
Außerdem hat sich zwischen mit Frankreich ein diplomatischer Streit entwickelt. Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte dem Islam bescheinigt, in einer "Krise" zu stecken. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan forderte Macron daraufhin gar auf, seinen "Geisteszustand überprüfen zu lassen". Am Montag rief Erdogan zum Boykott französischer Waren auf.
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