Der Kurs des Euro ist am Donnerstag deutlich gestiegen. Signale der Europäischen Zentralbank (EZB) für eine Zinserhöhung im Juli trieben die Gemeinschaftswährung über 1,09 US-Dollar. Der Euro erreichte bei 1,0936 Dollar den höchsten Stand seit Montag letzter Woche und notiert zuletzt bei 1,0917 Dollar.
In der Eurozone könnte eine erste Zinserhöhung im Kampf gegen die hohe Inflation früher als bisher gedacht erfolgen. Aus den Reihen der EZB kommen zahlreiche Signale für einen Zinsschritt im Sommer. "Ich sehe keinen Grund, warum wir unser Programm zum Kauf von Vermögenswerten nicht im Juli auslaufen lassen sollten", sagte EZB-Vizepräsident Luis de Guindos in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg. Aus heutiger Sicht sei dann auch eine Zinserhöhung im Juli möglich.
EZB-Ratsmitglied Pierre Wunsch äußerte sich etwa zeitgleich ganz ähnlich. Ein Zinsschritt im Juli sei "sicherlich ein Szenario, das ich in Betracht ziehen würde", sagte der Präsident der belgischen Notenbank ebenfalls in einem Bloomberg-Interview. Voraussetzung sei aber "eine weitere Inflationsüberraschung".
Ausschlaggebend für die Signale auf eine Zinserhöhung im Sommer dürfte die hohe Inflation im gemeinsamen Währungsraum sein. Im März stieg die Inflationsrate mit 7,4 Prozent auf den höchsten Stand seit der Euro-Einführung. Die Teuerung liegt damit viel höher als das von der EZB angepeilte Inflationsziel. Die Notenbank strebt mittelfristig eine Inflationsrate von zwei Prozent an.
Jack Allen-Reynolds, Volkswirt von Capital Economics für Europa, rechnet mit einem weiteren Anstieg der Inflation in der Eurozone. Dies dürfte die Verbraucherausgaben stark belasten. Er erwartet für dieses Jahr in der Region eine Stagflation, also eine Kombination aus wirtschaftlicher Stagnation und hoher Inflation.
Der Euro arbeitet derzeit an einer Bodenbildung. Noch gibt es aber kein eindeutiges charttechnisches Signal. Anleger warten vorerst ab.