An den Finanzmärkten hatte man vor vier Monaten viel Hoffnung in den neuen Chef der türkischen Notenbank gesetzt. Doch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Naci Agbal überraschend entlassen. Ein entsprechender Beschluss Erdogans wurde in der Nacht zu Samstag im Amtsblatt veröffentlicht. Die Türkische Lira und Staatsanleihen brechen am Montag ein.
Eine offizielle Begründung für die überraschende Entlassung wurde nicht angegeben. Aber am vergangenen Donnerstag hatte die türkische Notenbank den Leitzins überraschend deutlich angehoben – um 2,0 Prozentpunkte auf nun 19,0 Prozent.
An den Finanzmärkten war im Schnitt nur mit einer Leitzinsanhebung auf 18,0 Prozent gerechnet worden. Im Dezember hatte die Notenbank den Leitzins auf 17,0 Prozent erhöht und ihn dann zwei Mal bestätigt.
Die Notenbank wolle an der restriktiven Geldpolitik festhalten, hieß es in einer Mitteilung der Notenbank. Falls nötig könnte sie auch weiter verschärft werden. Die wirtschaftliche Entwicklung sei robust.
Die Entlassung des Notenbank-Chef nach nur vier Monaten im Amt sorgte unter Analysten für Kopfschütteln und Entsetzen. Naci Agbal hatte in seiner kurzen Amtszeit viel verlorenes Vertrauen in die als wankelmütig geltende Geldpolitik der Türkei zurückgeholt. Mit starken Zinsanhebungen hatte er den Lira-Kurs stabilisiert, obwohl Präsident Erdogan ein Gegner hoher Zinsen ist.
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Neuer Notenbankchef wird nun Sahap Kavcioglu, ein ehemaliger Abgeordneter von Erdogans Regierungspartei AKP und Wirtschaftskolumnist der regierungsnahen Zeitung Yeni Safak. Kavcioglu kündigte am Sonntag an, sich gegen die hohe Inflation zu stemmen. Die Zentralbank werde weiter geldpolitische Instrumente einsetzen, um "ihr Hauptziel, einen dauerhaften Rückgang der Inflation", zu erreichen, erklärte er.
Die Absetzung des Notenbank-Chefs führt am Montag zu einem drastischen Kurseinbruch der Türkischen Lira. Im Handel mit dem amerikanischen Dollar verliert die Lira zeitweise mehr als 15 Prozent an Wert. Zum Euro ist das Minus etwas kleiner, dennoch fällt der Lira-Kurs auf das tiefste Niveau seit Dezember. Zuletzt konnte die Lira die Verluste ein Stück weit eingrenzen.
Auch die Kurse türkischer Staatsanleihen brechen ein. Gegen Mittag steigt die Rendite auf Lira lautender Staatstitel der Türkei mit zehnjähriger Laufzeit um 500 Basispunkte auf rund 19 Prozent. Die Rendite auf Dollar lautender Staatstitel gleicher Laufzeit legte um gut 150 Basispunkte auf 7,4 Prozent zu. Die Kosten für Ausfallversicherungen auf türkische Staatsanleihen zogen stark an.
Der Wechsel an der Spitze der Notenbank sorgt auch für einen Ausverkauf am türkischen Aktienmarkt. Der türkische Aktienindex BIST National 100 fällt zeitweise um rund zehn Prozent. (Mit Material von dpa-AFX)
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