Als die Zahlen raus waren, sackte der Kurs der Walmart heute erst mal rund fünf Prozent ins Minus, holte die Verluste im US-Handel aber wieder auf und drehte zeitweise ins Plus. Der Grund für die erste Enttäuschung ist eigentlich nicht recht überraschend: Der Shopping-Riese aus den USA blickt verhalten auf das neue Geschäftsjahr. Das ist in der laufenden Berichtssaison nicht ungewöhnlich.
Der größte US-Einzelhändler rechnet zwar mit einem Plus beim operativen Gewinn nach einem Jahr, in dem Gerichtskosten und ein Vergleich das Betriebsergebnis deutlich geschmälert hatten. Das Umsatzwachstum des bis Ende Januar laufenden Geschäftsjahres 2024 dürfte allerdings im weiteren Verlauf deutlich nachlassen.
Weniger Dynamik
Der Konzernvorstand verwies auf „makroökonomische Unsicherheiten“ und geht davon aus, dass der Nettoerlös im laufenden Geschäftsjahr ohne Wechselkurseffekte um 2,5 bis 3 Prozent zulegen dürfte. Dabei zeigt sich eine nachlassende Dynamik im weiteren Verlauf, denn die Manager rechnen für die ersten drei Monate (Februar bis April) noch mit einer deutlicheren Steigerung.
Eine Entwicklung wie im vergangenen Jahr wird es nicht geben: Im Geschäftsjahr 2023 war der Umsatz bei konstanten Kursen noch um 7,4 Prozent auf rund 615 Milliarden Dollar geklettert. Ohne andere Einnahmen wie etwa aus einem Mitgliederprogramm lag der Nettoerlös bei knapp 607 Milliarden Dollar, was ebenfalls 7,4 Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr war. Auf dem Heimatmarkt sieht der Vorstand eine rückläufige Entwicklung nach Spielzeugen, Elektronik, Haushaltsartikeln und Kleidung. Besser dürften sich das Lebensmittelsegment und die Verkäufe von Arzneien entwickeln.
Der operative Gewinn des seit Februar laufenden Geschäftsjahres 2024 solle um rund drei Prozent bei konstanten Wechselkursen zulegen, hieß es weiter. Walmart hatte im vergangenen Jahr noch einen Rückgang von mehr als einem Fünftel auf 20,4 Milliarden US-Dollar verzeichnet. Analysten hatten mit einem besseren Wert gerechnet. Unter dem Strich verdiente der Konzern mit knapp 11,7 Milliarden Dollar 14,6 Prozent weniger.
Der Ausblick ist dem Walmart-Management zufolge bewusst konservativ. Das heißt, die Messlatte liegt tief, und es gibt Spielraum für positive Überraschungen. Zudem hatten sich auch Unternehmen wie Shopify bereits vorsichtig zu den Aussichten für die kommenden Monate geäußert. „Wir glauben, dass die meisten Einzelhändler in Bezug auf ihre Umsatzprognosen für 2023 einen vorsichtigen Ton anschlagen werden“, hatte auch Michael Baker von D.A. Davidson, wie berichtet, vor den Zahlen der Einzelhändler geschrieben. Die Aussichten für die AKTIONÄR-Langzeitempfehlung (seit 2018 ununterbrochen) bleiben grundsätzlich ordentlich. Das legen auch erste Analystenreaktionen nach den Zahlen nahe. Die Walmart-Aktie befindet sich unter dem Strich seit rund zwei Jahren in einer Seitwärtsphase, überzeugt aber mit einer soliden Dividendenpolitik und relativer Stabilität. Zudem legt der Kursverlauf nahe, dass die Bewertung der Aktie sich in einem vernünftigen Rahmen bewegt. Die heutige Kursreaktion unterstreicht, dass die Zahlen und der Ausblick grundsätzlich in Ordnung gehen.
(mit Material von dpa-AFX)