Die Euphorie rund um den Börsengang von Oatly im Mai vergangenen Jahres war groß. Zwölf Monate später ist davon ebenso wenig übrig wie von den Höchstständen der Aktie kurz nach dem IPO. Steigende Rohstoffpreise und ein schärferer Wettbewerb setzen dem Hafermilch-Pionier zu. Darüber hinaus hat das Sentiment gedreht.
Stolze 13,1 Milliarden Dollar brachte Oatly beim Börsendebüt am 20. Mai 2021 auf die Waage. Vom ersten Kurs bei 22,12 kletterte die Aktie in den folgenden zwei Wochen in der Spitze bis auf 29 Dollar. Auf den Tag genau ein Jahr nach dem IPO gingen die Papiere am Freitag bei 3,66 Dollar aus dem Handel – 87 Prozent unter dem Allzeithoch. Die Marktkapitalisierung ist auf 2,2 Milliarden Dollar zusammengeschmolzen.
Das liegt zum einen am schwierigen Marktumfeld für verlustreiche Wachstumsaktien. Im ersten Quartal 2022 wuchs Oatly umsatzseitig um 19 Prozent auf 166 Millionen Dollar. Gleichzeitig verdoppelte sich der Verlust pro Aktie auf 0,15 Dollar und übertraf damit die Analystenschätzung von 0,12 Dollar. Sorgen bereitet darüber hinaus die Bruttomarge des Unternehmens, die von 29,9 Prozent im ersten Quartal 2021 auf nur noch 9,5 Prozent im Q1 2022 gesunken ist.
Das liegt auch an den weiter steigenden Haferpreisen. Sie sind zwar von ihrem Hoch Mitte April etwas zurückgekommen, liegen mit über sechs Dollar pro Bushel (= 14,5 Kilo) aber nach wie vor 72 Prozent über dem Wert zum Zeitpunkt von Oatlys Börsengang. Entsprechend sind die Kosten der verkauften Güter im Q1 2022 gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 53 Prozent gestiegen.
Neben steigenden Preisen sehen sich die Schweden auch einem härteren Wettbewerb ausgesetzt, der ihnen Marktanteile streitig macht. So wies das Unternehmen in den USA im ersten Quartal zwar einem Umsatzanstieg von 40 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2021 aus, doch ist Oatly nicht mehr der führende Anbieter. Laut dem Marktforschungsunternehmens IRI hat "Planet Oat" der Großmolkerei HP Hood inzwischen einen Anteil von 37 Prozent am US-Hafermilchmarkt. Oatly kommt nur mehr auf 22 Prozent.
Trotz all dieser Belastungsfaktoren weist die Aktie des Hafermilch-Pioniers ein KUV von 2,4 aus und ist damit deutlich teurer als beispielsweise die AKTIONÄR-Empfehlung Sunopta (0,8), zu deren Produktportfolio ebenfalls Milchersatzprodukte aus Hafer zählen und die seit der Empfehlung Ende April bereits 31 Prozent Performance eingefahren hat. DER AKTIONÄR bleibt daher bei Oatly weiter an der Seitenlinie.