Die Aktie von Delivery Hero verliert am Donnerstag im freundlichen Gesamtmarkt deutlich an Boden: Mit einem Minus von bis zu sieben Prozent rutscht sie ans MDAX-Ende und auf den tiefsten Stand seit dem Krisentief von Mitte März. Das hat wohl auch mit starken Zahlen des Rivalen Just Eat Takeaway zu tun.
Der Essenslieferdienst Takeaway.com hat im März nur kurzzeitig unter der Coronakrise gelitten. Ab Mitte März sei deutlich weniger ausgeliefert worden, weil Restaurants geschlossen hätten und aus Büros sowohl mittags als auch abends weniger bestellt worden sei, teilte das Unternehmen am Donnerstag per Trading Update mit. Gegen Ende März habe sich das Geschäft aber erholt.
Für das erste Quartal kann das Unternehmen insgesamt 46,7 Millionen Bestellungen vorweisen, 50 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Hierzulande sind die Lieferungen sogar um 126 Prozent gestiegen. Das ist allerdings vor allem der Übernahme des Deutschlandgeschäfts von Delivery Hero mit Marken wie Foodora, Lieferheld oder Pizza.de im vergangenen Jahr zu verdanken. Die Berliner hatten im Gegenzug rund 930 Millionen Euro in bar und Aktien kassiert (DER AKTIONÄR berichtete).
Die Zahlen beziehen sich zunächst nur auf das Geschäft von Takeaway.com – die Just-Eat-Auslieferungen sind darin nicht enthalten. Der Grund: Die Übernahme werde derzeit noch von der britischen Wettbewerbsaufsicht CMA geprüft. Ein Ergebnis wird bis zum 19. Mai erwartet.
Lange Gesichter bei Delivery Hero
Statt die starken Vorgaben des Rivalen als Indiz für die positive Entwicklung der gesamten Lieferbranche zu werten, trauern die Anleger zunächst scheinbar dem verkauften Deutschlandgeschäft nach: Während die Papiere von Just Eat Takeaway am Donnerstag bis zu acht Prozent zulegen, ging es für die Delivery-Hero-Aktie im Tief beinahe um den selben Wert bergab.
Dabei hatte das Unternehmen in der Vorwoche selbst bereits starke Zuwächse bei der Zahl der Partner-Restaurants gemeldet. Zudem habe sich nicht zuletzt wegen Corona auch die Erweiterung des Lieferangebots um Lebensmittel und Medikamente zuletzt spürbar beschleunigte. Konkrete Zahlen für das erste Quartal wird Delivery Hero am 28. April vorlegen.
DER AKTIONÄR wertet Delivery Hero als Paradebeispiel einer „Bleib-zuhause“-Aktie, die von den aktuellen Einschränkungen des öffentlichen Lebens im Kampf gegen die Corona-Epidemie tendenziell eher profitieren kann. Investierte Anleger bleiben daher dabei. Neueinsteiger können den Rücksetzer weiterhin zum Kauf nutzen.
Mit Material von dpa-AFX.