Mehr Feindbilder: Huawei ist der US-Regierung schon länger ein Dorn im Auge. Nun hat ein Beamter auch andere chinesische Technologie-Konzerne offen angegriffen. Namentlich mehrfach genannt wurden Alibaba, Tencent und Baidu. Die Unternehmen wurden kurzerhand zu Helfern eines totalitären Regimes erklärt.
In seinem Vortrag vom 11. September 2019 sprach Christopher Ashley Ford auf einer Konferenz in Washington über die Bedeutung der chinesischen Tech-Riesen aus politischer Sicht.
Das moderne „chinesische Modell“ basiere auf Überwachung und sozialer Kontrolle – ermöglicht durch Technologie. Alibaba und die anderen Unternehmen lieferten der Kommunistischen Partei die Werkzeuge, um strategische Ziele zu erreichen, sagte Ford. Dabei gehe es um mehr als kommerzielle und ökonomische Interessen. Die Unternehmen seien auch geopolitische lnstrumente Chinas – und daher als Staatsbetriebe zu betrachten. Innerhalb Chinas hätten die Unternehmen der Partei dabei geholfen, einen modernen Polizeistaat zu errichten.
Huawei, aber auch Alibaba, Tencent und Baidu würden mit ihrer Technologie auch Sicherheits- und Menschenrechtsprobleme ins Ausland exportieren. Die genannten Unternehmen hätten beispielsweise bereits Ecuador, Venezuela und Pakistan als Kunden für Technik, die Überwachung erleichtere, gewonnen. Die Unternehmen trügen außerdem dazu bei, Chinas militärische Macht zu stärken.
„On the one hand, these firms export a repressive model of governance that is contrary to our democratic values. On the other hand, these firms are used by China to advance its military modernization program, which is quite contrary to security interests we all share.“
Es sei „Wahnsinn“, chinesischen Tech-Giganten zu gestatten, den elektronischen Handel in freien, souveränen Nationen zu kontrollieren.
„(…) it seems nothing less than madness to allow other Chinese technology giants to vacuum up and expatriate personal and consumer data and to control electronic commerce in free sovereign nations (…)“
Ford ist stellvertretender Sekretär des Büros für internationale Sicherheit. Er wurde von US-Präsident Donald Trump für diesen Posten nominiert und war zuvor unter anderem als Experte für Massenvernichtungswaffen während der Amtszeit von George W. Bush tätig.
Nach Huawei sind also längst weitere chinesische Konzerne ins Visier der US-Regierung geraten. Kommt es zu keiner Einigung im Handelskonflikt, müssen Investoren damit rechnen, dass Alibaba, Tencent und Co von US-Seite Ungemach droht. Die – vielleicht etwas zynische – Schlussfolgerung für Langfristanleger könnte allerdings lauten: Fords Vortrag unterstreicht die Relevanz der genannten Unternehmen. DER AKTIONÄR hält es grundsätzlich mit Hedgefonds-Guru Ray Dalio und setzt sowohl auf US- als auch China-Werte. Alibaba und Tencent sind laufende Empfehlungen.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Alibaba.