Zu Alibabas erklärten Zielen gehört es, die Welt zu erobern. Dass es dabei immer mal wieder zu Rückschlägen kommt, ist normal. Eine renommierte Tageszeitung wirft dem chinesischen E-Commerce-Riesen allerdings schon in der Überschrift eines Artikels vor, er sei nicht mal in der Lage, in Vietnam ein erfolgreiches Geschäft aufzuziehen.
Alibaba hat seit 2014 rund zehn Milliarden Dollar in die Auslandsexpansion gesteckt, macht seinen Hauptumsatz jedoch immer noch in China. Das Wall Street Journal schreibt nun, viele Initiativen Alibabas im Ausland könnten in Sachen Wachstum und Größe nicht mit den regionalen Wettbewerbern mithalten – und würden nur Geld verbrennen.
Konkret wird die Alibaba-Tochter Lazada beleuchtet. Lazada wurde 2012 von Rocket Internet gegründet, inzwischen hält Alibaba die Mehrheit an dem E-Commerce-Unternehmen.
Lazada habe in Südostasien in den vergangenen Jahren Marktanteile verloren, heißt es in dem Artikel. In Indonesien sei das Unternehmen nur die Nummer vier im E-Commerce – hinter den relativ unbekannten Marken Shopee, Tokopedia und Bukalapak.
Die Vorwürfe im Überblick
Vor Alibaba habe Lazada hauptsächlich eigene Produkte verkauft, inzwischen habe sich das Unternehmen zu einem Marktplatz gewandelt.
Chinesisches Personal mit mäßigen Englischkenntnissen sei zu Lazada geschickt worden. Die Führungskräfte seien nach und nach durch Alibaba-Manager ersetzt worden, die auf Gehorsam nach chinesischem Vorbild statt auf einen kooperativen Führungsstil gesetzt hätten.
Rabatt-Aktionen seien eingeschränkt worden.
Der neue Marktplatz-Charakter mit chinesischen Angeboten habe nicht zuletzt durch schlecht übersetzte Texte die Lazada-Kundschaft in den südostasiatischen Ländern verschreckt.
Die Antwort
Der derzeitige Lazada-Chef Pierre Poignant – übrigens der dritte Lazada-CEO seit 2018 – reagierte in einem Beitrag auf Alizila auf den Zeitungsartikel. Im Artikel des Wall Street Journal seien Anekdoten aus dem Zusammenhang gerissen worden. Der Artikel sei so einseitig und basiere dermaßen auf Hörensagen, dass er sich zu einer Reaktion genötigt sehe, schreibt Poignant.
Poignant bezeichnet Lazada als „ Südostasiens am schnellsten wachsendes und erfolgreichstes E-Commerce-Unternehmen“. Mit dem Eintritt in die „Alibaba-Familie“ sei die Zukunft des Unternehmens noch aussichtsreicher geworden.
Lazada habe in der Region mit mehr als 50 Millionen aktiven Kunden pro Jahr die breiteste Basis von allen Anbietern. Der Einstieg Alibabas habe Lazada einen zusätzlichen Schub verliehen – Technik, Erfahrung und Synergien sei Dank. Dass es bisweilen zu Reibungen komme, sei normal. Es freue ihn, dass ehemalige Führungskräfte inzwischen an neuen Projekten arbeiten würden. In der Region spreche man in dem Zusammenhang von der „Lazada Mafia“.
Dass bei Alibaba womöglich nicht alles Gold ist, was glänzt, ist keine überraschende Erkenntnis. Auch DER AKTIONÄR hat bereits auf kritische Punkte hingewiesen. Andererseits ist Alibaba langfristig orientiert und hat keinen Druck, sofort in sämtlichen internationalen Märkten erfolgreich zu sein. Nach Jack Mas Abgang, ist die internationale Expansion eine der großen Herausforderungen, die Nachfolger Daniel Zhang meistern muss. DER AKTIONÄR ist optimistisch, dass dies gelingen kann.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Alibaba.