Wer versucht bei Steinhoff den Durchblick zu behalten, stößt ohne jahreslanges Detailwissen bei aktuellen Kapitalmarktmeldungen der von einem Milliarden-Bilanzskandal schwer erschütterten Retail-Holdinggesellschaft schnell an seine Grenzen. So auch heute. Ab 10. Mai sollen von der Stichting Steinhoff Recovery Foundation die Entschädigungen fließen, heißt es.
Dabei geht es um 43.000 Forderungen in Höhe von insgesamt rund 3,2 Milliarden Euro, über die DER AKTIONÄR bereits vor einem Jahr berichtete. Die Forderungen der Alt-Aktionäre im Zuge einer Sammelklage wurden in der Zwischenzeit geprüft. Nun kann die Entschädigung, die mutmaßlich auf dem Vergleich, den Steinhoff mit den Klägern geschlossen hat, beginnen.
Allerdings hat Reuters schon im Februar 2022 berichtet, Steinhoff habe mit Auszahlungen in Höhe von 1,43 Milliarden Euro begonnen. Das Handelsblatt berichtete im April unter Berufung auf Anfang 2022 von einer Einigung in Höhe von 1,2 Milliarden Euro. Wie dem auch sei: 3,2 Milliarden Euro Schäden und wohl mehr als einer Milliarde Euro Entschädigung – gar kein schlechtes Ergebnis. Rekordverdächtig sogar. Vor allem wenn man bedenkt, dass Steinhoffs Börsenwert zuletzt auf rund 50 Millionen Euro gefallen ist.
Von den Zahlungen haben Anleger, die spekulativ nach dem Skandal eingestiegen sind allerdings nichts.
Unterdessen hat bereits vergangene Woche in Oldenburg nach dem Jooste-Auftakt (siehe weiterführende Beiträge am Artikel-Ende) der nächste Prozess wegen Bilanzbetrug begonnen. Zwei deutsche Geschäftsführer europäischer Steinhoff-Gesellschaften stehen vor Gericht. Sie sollen auf Vorgabe von Ex-Steinhoff-Chef Markus Jooste gehandelt haben. Zeitraum: vom Geschäftsjahr 2010/2011 bis etwa 2014. Kurz nach Prozessbeginn wurde aber erst mal ein Gespräch angekündigt, um das Verfahren möglicherweise zu verkürzen. Um eine Entschädigung für Anleger geht es nicht.
Aktuell bleibt die Situation rund um Steinhoff ein zäher, intransparenter Prozess. Das Totalverlustrisiko ist enorm.