Neu: News-Trading mit 10k Echtgeld-Depot

Zukunftsforscher Mario Herger: "China ist für Mercedes, BMW und VW verloren" (Teil 2)

Zukunftsforscher Mario Herger:
Foto: pa/ dpa/ Moritz Frankenberg
Mercedes-Benz Group AG -%
Jochen Kauper 07.12.2024 Jochen Kauper

Während Tesla nach dem Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl in den Rally-Modus überging, mussten die Papiere der deutschen Hersteller weitere Kursverluste hinnehmen. BMW, Mercedes-Benz, Porsche und Volkswagen bekommen derzeit Gegenwind von mehreren Seiten. Der Preisdruck hält an, in China verlieren die etablierten Hersteller Marktanteile an die innovativen Konkurrenten wie BYD, Nio, Xiaomi und Li Auto und in den USA drohen Strafzölle. DER AKTIONÄR sprach mit Zukunftsforscher Mario Herger über die aktuelle Situation (Teil 2).

Zwei VW ID.7 Modelle parken in schöner Landschaft
Foto: VW
VW ID.7


DER AKTIONÄR: Herr Herger, wie beurteilen Sie Software und Infotainment der deutschen Automobilhersteller im Vergleich zur Konkurrenz aus China oder im Vergleich zu Tesla?

Mario Herger
Foto: Eric Millette
Zukunftsforscher Dr. Mario Herger

MARIO HERGER: Mir hat gerade ein deutscher Unternehmer erzählt, dass er nach eineinhalb Jahren seinen BMW iX4 zurückgegeben hat, weil der so viele technische Probleme hatte, dass er mehr in der Werkstatt stand, als auf der Straße. Das GPS funktionierte nicht, die Software schmierte ab, die Reichweite wurde falsch angezeigt, und das nicht um ein paar Kilometer, sondern um einhundert Kilometer.

Selbst hatte ich letztes Jahr als Leihwagen einen VW und da schmierte mir in einer Woche dreimal das Betriebssystem während der Fahrt ab. Ich will da gar nicht von den verschachtelten Menübäumen reden, die man während der Fahrt bedienen muss oder dass die Spracheingabe nie funktioniert hat.

Wir haben zuhause einen Tesla und einen Lucid und solche Probleme gab es dort nie. Was also soll ich dazu sagen? Digitale Dienste in deutschen Autos sind nicht nur viel fehleranfälliger, sie wirken auch ziemlich altbacken und verstaubt. So als ob ich meinen Mac auf ein Windows 3.11 System ausgetauscht hätte.

Ein VW TI Bulli parkt neben einem VW ID.Buzz vor einer Retro Bar.
Foto: Volkswagen AG
VW T1 und ID.Buzz


Welche Maßnahmen müssen die deutschen Autobauer jetzt ergreifen, um nicht ganz und gar den Anschluss zu verlieren?

Ich sehe die zwei am meisten diskutierten Optionen als nicht zielführend. Nämlich die Technologie selbst zu entwickeln oder die Technologie zuzukaufen, indem man ein Startup kauft oder einen Partner findet. Die vermutlich einzige Möglichkeit, in die Zukunft zu kommen ist, wenn man von einem der großen Selbstfahrtechnologieanbieter oder -betreiber gekauft wird. Das Hindernis ist vorwiegend das eigene Mindset, das Software immer als nebensächlich betrachtet und als Kunden vorwiegend Leute mit Führerscheinen hat, die gerne selbst Auto fahren. Letztere werden immer mehr zu einer Freizeitnische, wie Kutschenfahrer und Reiter.

Heute schon basieren beinahe alle Selbstfahrtechnologien der deutschen Hersteller auf amerikanischen oder israelisch-amerikanischen Technologien. Es gibt im Land auch keine deutschen Startups, die daran arbeiten, geschweige denn relevant sind. Für ein Land, das das Auto erfunden hat und die besten Autos der Welt baute, ein Armutszeugnis.

Waymo
Foto: Shutterstock
Selbst fahrendes Auto von Waymo


Schaffen die deutschen Hersteller den Anschluss in Sachen E-Mobility, steht die nächste Herausforderung mit dem selbst fahrenden Auto ja bereits vor der Tür…

Richtig. Es sind zwei Disruptionswellen unterwegs. Übrigens beides Technologien, in die Venturekapitalisten in den USA nicht mehr investieren, weil diese Technologien für sie nun hier sind. Jetzt steigen die institutionellen Investoren ein, die diese Technologien zur Skalierung verhelfen.

In der San Francisco Bay Area ist die Google-Schwester Waymo mit etwa 500 Robotaxis in San Francisco unterwegs, die nun pro Woche 150.000 bezahlte, fahrerlose Fahrten absolvierten. Auch Zoox, eine Amazon-Firma, begann ihr eigens entwickeltes, viersitziges Shuttle, in dem die Passagiere wie in einer Gondel gegenübersitzen, mit Mitarbeitern zu testen. Fahrerlos, ohne Lenkrad, und das weder vorne noch hinten kennt und in beide Richtungen fahren kann. Ebenso sind nun die ersten Kühlschrankgroßen Lieferroboter von Nuro auf den Straßen in Mountain View und Palo Alto unterwegs, in denen gar kein Platz für einen menschlichen Fahrer mehr ist. Und dann stehen neben Cruise, einer GM-Tochter, auch schon Pony.AI, WeRide oder Baidu bereit, um einen fahrerlosen Robotaxidienst zu starten. Kodiak, Aurora oder TuSimple wiederum testen fleißig fahrerlose LKWs. Die Welle ist im rollen.


Herr Herger, vielen Dank für das Interview.

Behandelte Werte

Name Wert Veränderung
Heute in %
Mercedes-Benz - €
Porsche AG - €
Tesla - €

Aktuelle Ausgabe

Jetzt zum Sonderpreis: 5 starke Aktien vor dem Comeback

Nr. 18/25 7,80 €
Paypal Sofortkauf Im Shop kaufen Sie erhalten einen Download-Link per E-Mail. Außerdem können Sie gekaufte E-Paper in Ihrem Konto herunterladen.

Buchtipp: Die Tesla-Methode

Teslas Marketing-, Produktions-, Vertriebs- und Technologiestrategien verändern eine ganze Branche. Sie sind völlig anders – und extrem erfolgreich. Michaël Valentin hat sowohl diesen durch neue Technologien hervorgerufenen Wandel wie auch Tesla selbst genauer unter die Lupe genommen. Dabei hat er sieben Prinzipien entdeckt, die er als entscheidend für Teslas Erfolg identifiziert. Und er erklärt, wie andere Firmenlenker – nicht nur aus der Automobilbranche – die Tesla-Methode erfolgreich in ihrem Unternehmen implementieren können. Ein Buch nicht nur für Tesla-Fans, sondern für alle, die ihr Unternehmen fit für die Zukunft machen wollen!

Die Tesla-Methode

Autoren: Valentin, Michael
Seitenanzahl: 320
Erscheinungstermin: 27.07.2023
Format: Taschenbuch
ISBN: 978-3-86470-936-4

Preis: 12,90 €
Jetzt sichern

Handeln Sie mit Trading-Profi Christian Scheid Seit 30 Jahren Trader aus Leidenschaft

Depot-Start mit 10.000 Euro Echtgeld Klassisches News-, Momentum- und Sentiment-Trading

Handel in allen Marktphasen mit Aktien, Hebelprodukten und Zertifikaten.

Jetzt sichern
Zertifikate Journal Premium - Einfach. Strategisch. Handeln.