Weltweit werden Angestellte ins Homeoffice geschickt, Manager initiieren lieber Video-Meetings als Reisen und selbst Politiker verlegen Debatten in den virtuellen Raum. Immer öfter sticht Zoom vergleichbare Angebote von Microsoft (Teams und Skype) in den Appstores aus. Die Aktie der Videokonferenz-App Zoom legte im Montagshandel zeitweise um mehr als 20 Prozent zu. Doch ist dieser Kurssprung nachhaltig?
Während andere Tech-Aktien nah am 52-Tier kursieren, erreicht Zooms Aktie mit gut 160 Dollar ein neues Allzeithoch. Im deutschen Handel wurde das Papier zuletzt mit 15,50 Euro notiert. Immer mehr Unternehmen, staatliche wie kirchliche Institutionen und Universitäten verlegen ihr Tun und Handeln ins Internet und treiben so die Nachfrage in die Höhe.
Wie nachhaltig ist diese Nachfrage?
Immer mehr Unternehmen, staatliche wie kirchliche Institutionen und Universitäten verlegen ihr Tun und Handeln ins Internet und treiben so die Nachfrage in die Höhe.
Im Interview mit dem Handelsblatt hat etwa Daimler-Chef Ola Källenius bekräftigt, Kosteneinsparungen durch Videokonferenzen auch in Zukunft zu realisieren. Auch die Politik erkennt immer mehr die Vorteile, durch digitale Online-Sitzungen aus dem Homeoffice.
Dennoch entgegnen Skeptiker, dass man die Zahl derer, die im Homeoffice arbeiten können oder dieses langfristig dürfen und wollen nicht überschätzen darf. Es gebe einen Unterschied zwischen der Notwendigkeit für Zooms Dienstleistung und der zukünftigen Ausgestaltung von Arbeit im Allgemeinen. Zooms Wachstum wird sich nach der Covid-19-Pandemie spürbar verlangsamen.
Fundamentales
Der Umsatz des Unternehmens stieg im vierten Quartal 2019 um 78 Prozent auf 188,3 Millionen Dollar – auf Basis von 82.000 Kunden (plus 61 Prozent gegenüber dem Vergleichsquartal 2018). Der bereinigte Gewinn betrug mit 0,15 Dollar je Aktie doppelt so hoch wie von Analysten erwartet.
Für das Gesamtjahr 2021 rechnet Zoom mit einem Umsatz zwischen 905 und 915 Millionen Dollar (plus 45 Prozent zu 2020, Konsens-Schätzung: 855 Millionen Dollar).
Mit einem 2020er-KGV von 848 ist Zoom exorbitant hoch bewertet. Laut einem 2018er Report von Owl Labs teilen sich Zoom und Skype for Business (Microsoft) rund 45 Prozent des Videokonferenz-Marktes. Durch die jüngsten Schübe dürfte sich Zooms Standing gegenüber dem großen Konkurrenten verbessert haben.
Angesichts der aktuellen Krise und des damit einhergehenden Anstiegs bei Homeoffice-Arbeit kann der Cloud-Anbieter trotz der hohen Bewertung alle Zukunfts- und Wachstums-Fantasien untermauern und den Aufwärtstrend fortsetzen.
Auch wenn das Wachstum nach der Normalisierung der Corona-Umstände abkühlen sollte, werden viele Unternehmen die Software vorerst nicht wieder abschaffen – die Vorteile für Effizienz (beispielsweise mobile Nutzung) und Kostenstruktur (weniger Reisen) sind offensichtlich. Interessierte Anleger setzen das Papier des Cloud-Anbieters auf ihre Watchlist.