Während die Wall Street erleichtert nach der Fed-Zinsentscheidung reagiert, vermiest Zalando seinen Anlegern den Abend. Der Online-Händler kappt seine Jahresziele für Umsatz und Bruttowarenvolumen wie der Dax-Konzern überraschend am Mittwochabend in Berlin mitteilte. Die Nachbörsliche Kursindikation gibt aktuell noch keinen Grund zur Sorge. Anleger sollten sich dennoch nicht zu früh freuen.
Die anhaltend schwache Nachfrage nach Kleidungsstücken zwingt den Online-Händler Zalando erneut zur Anpassung seiner Jahresziele. So dürften die für die Branche wichtigen Indikatoren Umsatz und Bruttowarenvolumen für das laufende Jahr schlechter ausfallen als bisher erwartet. Die Prognose für das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) behielt das Management aber bei. Auf der Handelsplattform Tradegate knickte die Zalando-Aktie leicht ein.
Wie der Dax-Konzern überraschend am Mittwochabend in Berlin mitteilte, dürfte der Umsatz 2023 im besten Fall bei rund 10,3 Milliarden Euro stagnieren. Im schlechtesten Fall sei ein Rückgang auf 10,0 Milliarden Euro zu erwarten. Bislang hatte der Vorstand noch eine Entwicklung von -1 bis +4 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert in Aussicht gestellt.
Das Bruttowarenvolumen (GMV) dürfte nun bei 14,5 bis 14,9 Milliarden Euro liegen. Zalando hatte 2022 bei der Kennziffer 14,8 Milliarden Euro ausgewiesen und für dieses Jahr zuletzt ein Plus von 1 bis 7 Prozent erwartet. Die Prognose für das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) von 300 bis 380 Millionen Euro behielt das Management bei.
Auf Basis vorläufiger Zahlen sank das Bruttowarenvolumen des dritten Quartals um 2,4 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Der Konzernerlös ging gegenüber dem Vorjahr um 3,2 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro zurück. Damit schnitt Zalando in etwa so ab wie von Branchenkennern vermutet. Neben der andauernden Konsumflaute unter Verbrauchern betonte Zalando, dass der ungewöhnlich warme September sich negativ auf die Verkaufszahlen ausgewirkt habe: So hätten Kunden nicht wie üblich zu dieser Jahreszeit Herbst- und Winterbekleidung gekauft.
Deutlich besser fiel das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) aus. Mit 23,2 Millionen Euro übertraf der Wert die Analystenerwartungen deutlich. Im Jahr zuvor hatte Zalando 13,5 Millionen Euro gemeldet. Der Vorstand begründete dies unter anderem mit niedrigeren Logistikkosten. Unter dem Strich reduzierte Zalando den Verlust deutlich von 35,4 Millionen Euro auf nun 8,2 Millionen Euro - hier hatten sich die Experten etwas weniger Verlust erhofft.
Zalando ist nach eigenen Angaben in 25 Ländern aktiv. Im dritten Quartal zählte der Konzern wie im entsprechenden Vorjahreszeitraum rund 50 Millionen Kunden. Die Zahl aller Bestellungen sank deutlich auf 54,5 Millionen, während die Größe des Warenkorbs leicht stieg. Die Ergebnisse des Gesamtjahres 2023 will der Vorstand am 13. März 2024 vorstellen.
Das sind keine guten Nachrichten für Zalando. Erst morgen nach Börseneröffnung wird klar sein, wie Anleger die Neuigkeiten aufnehmen. In jedem Fall steigt die Unsicherheit und damit auch die Volatilität. Anleger sollten aktuell die Finger von der Aktie lassen.
Mit Material von dpa-AFX