Wenn der schlingernde Internetveteran Yahoo am Dienstagabend die Bücher öffnet, werden sich die Anleger kaum für die jüngste Geschäftsentwicklung interessieren (Spoiler-Alarm: sie werden mies). Für Firmenchefin Marissa Mayer geht es trotzdem um alles oder nichts.
Kein Land in Sicht
Damit wir es hinter uns haben, hier ein schneller Überblick über die Prognosen für Q1: Demnach dürfte der Umsatz bei Yahoo gegenüber Q1 2015 um 13 Prozent auf 1,08 Milliarden Dollar gesunken sein. Beim EPS beträgt die Konsensschätzung 0,07 (Vorjahr: 0,15) Dollar je Aktie.
Solange Yahoo irgendwo im Zielkorridor landet, wird sich der Kurs wohl nicht bewegen. Was die Anleger und Analysten wirklich interessiert, sind weitere Details zum geplanten Verkauf des Kerngeschäfts.
Mehr als acht Milliarden Dollar wert?
In Medienberichten wurde ebenso wild über potenzielle Käufer spekuliert wie über einen angemessenen Kaufpreis. DER AKTIONÄR hatte jüngst über eine mögliche Bewertung von knapp mehr als fünf Milliarden Dollar berichtet.
Die Analysten von SunTrust sehen mehr Spielraum: Das Kerngeschäft mit der bezahlten Suche und Online-Werbung könnte bis zu acht Milliarden Dollar und darüber wert sein, je nachdem, wie sich der Zukauf in das eigene Angebot einbinden ließe und welche Kostensynergien gehoben werden könnten.
DER AKTIONÄR bleibt bei seiner Einschätzung: Yahoo bezieht seinen Wert aus den Beteiligungen Alibaba und Yahoo Japan. Investierte Anleger sollten an Bord bleiben und auf einen Deal hoffen – oder darauf, dass Yahoo-Chefin Marissa Mayer das Handtuch wirft.Die Top-Managerin trägt die Verantwortung für den operativen Niedergang, ihre Demission würde dem Papier zumindest kurzfristig frische Impulse liefern. Nur wenn sie einen strategischen (und für die Wall Street nachvollziehbaren) Plan hat, wie es mit dem Unternehmen weiter gehen soll, dürfte sie im Chefsessel bleiben. Doch wer will das schon?