Am gestrigen Dienstag war die Wirecard-Aktie drauf und dran, die Verluste durch die Bilanz-Vorwürfe der Financial Times (FT) vollständig aufzuholen. Kurz vor dem wichtigen Zwischenziel knickt der Kurs am Mittwoch aber zunächst wieder ein. Mit einem Minus von rund vier Prozent rutscht die Aktie am Vormittag ans DAX-Ende. Was steckt dahinter?
Nach dem kräftigen Kursanstieg der vergangenen Wochen begründen Händler den heutigen Rücksetzer mit Gewinnmitnahmen. Zuvor hatte die Aktie seit Anfang April rund 50 Prozent zugelegt und damit einen Großteil der heftigen Verluste durch die negativen FT-Berichte ausgeglichen (DER AKTIONÄR berichtete). Erstmals seit Bekanntwerden der Vorwürfe hatte die Aktie am Dienstag wieder oberhalb von 160 Euro geschlossen.
Fragen zu Tochter in Dubai
Hinzu kommt eine Meldung des Branchenportals finanz-szene.de, wonach im vergangenen Jahr bei einer einzigen Wirecard-Tochter mehr als die Hälfte des gesamten Jahresgewinns erwirtschaftet wurde. Die im HGB-Einzelabschluss für 2018 aufgeführten Tochterunternehmen hätten demnach ein aggregiertes Ergebnis in Höhe von 408,3 Millionen Euro ausgewiesen, wovon rund 237,5 Millionen Euro (oder 58,2 Prozent) auf das Unternehmen Card Systems Middle East mit Sitz in Dubai entfielen.
Auch die Financial Times hatte in ihren umstrittenen Artikeln die hohe Abhängigkeit von einigen wenigen Tochterunternehmen moniert (mehr dazu hier). Der Name Card Systems Middle East taucht in dem Artikel vom 24. April ebenfalls auf. Mit der Vorlage eines testierten Jahresabschlusses für 2018 hat Wirecard die Vorwürfe der aus Sicht vieler Investoren jedoch entkräftet. Die Aktie hat zuletzt kaum noch auf neue Sticheleien der FT reagiert.
Rücksetzer als Kaufchance
Auch wenn der erhoffte Anlauf auf das bisherige Jahreshoch bei 170,70 Euro kurzfristig vertagt wird, sollten sich Anleger vom heutigen Rücksetzer zunächst nicht aus der Ruhe bringen lassen. Der Aufwärtstrend ist weiterhin intakt. Eine zwischenzeitliche Konsolidierung ist nach der Erholungsrallye normal und kann von Neueinsteigern zum Kauf genutzt werden. Investierte Anleger bleiben dabei – genau wie DER AKTIONÄR im Aktien-Musterdepot.