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Wirecard-Skandal: Das ist nur noch dreist

Wirecard-Skandal: Das ist nur noch dreist
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Nikolas Kessler 11.12.2020 Nikolas Kessler

In der politischen und juristischen Aufklärung des Wirecard-Skandals ist inzwischen auch die Wirtschaftsprüferaufsicht Apas ins Kreuzfeuer geraten: Dort hat man dem Treiben beim inzwischen insolventen Zahlungsabwickler nicht nur lange untätig zugesehen, sondern offenbar auch fleißig mit Wirecard-Aktien gehandelt.

Im Untersuchungsausschuss zum Wirecard -Bilanzskandal hat ein Mitarbeiter der Wirtschaftsprüferaufsicht Apas das späte Eingreifen der Behörde in dem Fall gerechtfertigt. Nach einem Telefonat mit den Wirtschaftsprüfern von EY zu den Betrugsvorwürfen habe man den Eindruck gehabt, die Sache werde angegangen, sagte der 48-Jährige am Donnerstag vor dem Bundestags-Ausschuss.

Konkrete Anhaltspunkte dafür, dass die Prüfer ihre Berufspflicht verletzten, habe es zu diesem Zeitpunkt nicht gegeben. Ausschussmitglieder dagegen haben den Eindruck, dass sich EY mit dem Anruf bei der Aufsichtsbehörde habe absichern wollen. Die Apas steht im Fall Wirecard in der Kritik, weil sie erst im Sommer 2020 ein förmliches Verfahren gegen EY einleitete, obwohl sich die Betrugsvorwürfe bereits Monate zuvor verhärtet hatten.

Behörden-Chef handelte selbst mit Wirecard-Aktien

Das ist allerdings nicht das einzige Problem der Wirtschaftsprüferaufsicht im Zusammenhang mit Wirecard: Der Apas-Chef hat mit Aktien des Skandalunternehmens gehandelt, während seine Behörde bereits in der Angelegenheit ermittelt hat. Er habe die Aktien am 28. April 2020 gekauft und am 20. Mai wieder verkauft, sagte der Behördenleiter nach Teilnehmerangaben im Untersuchungsausschuss des Bundestags aus. Anfang Mai hatte die Aufsichtsbehörde ein förmliches Berufsaufsichtsverfahren gegen die Wirecard-Wirtschaftsprüfer von EY eingeleitet. Zuvor liefen Vorermittlungen.

Am 28. April war der Börsenkurs von Wirecard abgestürzt, nachdem die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in einem Sonderbericht aufgedeckt hatte, dass es keine Nachweise zur Existenz von angeblichen Kundenbeziehungen und daraus erzielten Umsätzen des Tech-Konzerns gab. Er habe an das Geschäftsmodell von Wirecard geglaubt, sagte der Behördenleiter nach Angaben von Teilnehmern im Ausschuss. Ob es mit der Eröffnung des förmlichen Verfahrens gegen EY zusammenhing, dass er die Aktien nach kurzer Zeit wieder verkaufte, blieb zunächst offen.

FDP-Finanzpolitiker Florian Toncar und weitere Teilnehmer des Ausschusses forderten daraufhin den Rücktritt des Apas-Chefs und kritisierten mangelnde Compliance-Regeln für die Wirtschaftsprüferaufsicht. Auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), dessen Ressort die Rechtsaufsicht über die Apas führt, sei „befremdet“ über die Aktiengeschäfte des Behördenchefs. 

Wirecard (WKN: 747206)

Die jüngsten Erkenntnisse rund um die Wirtschaftsprüferaufsicht Apas sind ein weiterer Beleg für das eklatante Versagen sämtlicher Aufsichtsbehörden im Fall Wirecard. Zu den Leidtragenden gehören auch die Aktionäre, denn bei der Wirecard-Aktie ist längst Hopfen und Malz verloren. Während die Abwicklung des Skandalkonzerns voranschreitet, ist der Kurs unter die Marke von 50 Cent gefallen. Finger weg!

Mit Material von dpa-AFX.

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