In der Payment-Branche sorgt eine weitere Milliarden-Übernahme für Aufsehen: Der US-Zahlungsverkehrsdienstleister Fiserv will den Zahlungsabwickler First Data schlucken. Während die Aktie von First Data im vorbörslichen US-Handel explodiert, springt das Übernahmefieber zunächst nicht auf die Aktie von Konkurrent Wirecard über.
In einem der bislang größten Deals im Fintech-Sektor will der Zahlungstechnologie-Anbieter Fiserv den Zahlungsabwickler First Data für 22 Milliarden Dollar (rund 19,3 Milliarden Euro) in Aktien übernehmen. Man hab sich auf eine endgültige Fusionsvereinbarung geeinigt, teilten beide Unternehmen am Montag vor US-Handelsstart mit.
First Data wird im Zuge der Übernahme mit 22,74 Dollar pro Aktie bewertet, was einem Aufschlag von 29 Prozent auf den Schlusskurs vom gestrigen Dienstag entspricht. Nach dem Zusammenschluss werden den Aktionären von Fiserv 57,5 Prozent des neuen Gemeinschaftsunternehmens gehören, den Eignern von First Data die übrigen 42,5 Prozent.
Durch die Übernahme steigt Fiserv zu einem der größten Player in der Payment-Branche auf. Nach Daten von Bloomberg werden die Erlöse nach Abschluss der Transaktion etwa doppelt so hoch ausfallen wie des Konkurrenten Fidelity National Information Services und um ein Vielfaches höher als die des 2017 ebenfalls aus einer Milliarden-Fusion hervorgegangenen Rivalen Worldpay.
Die Unternehmen selbst versprechen sich vom Zusammenschluss strategische und finanzielle Synergien: Laut der Unternehmensmeldung wird bereits im ersten Jahr nach dem Abschluss ein Anstieg des bereinigten EPS um über 20 Prozent angepeilt.
Konkurrent Wirecard ohne Regung
Während die Aktie von First Data fast 21 Prozent höher in den US-Handel startet, geht es für die Papiere von Fiserv zunächst um rund fünf Prozent bergab. Dem deutschen Konkurrenten Wirecard können die News über eine weitere Milliarden-Übernahme in der Branche allerdings keine Impulse liefern: Die Aktie notiert am Mittwoch mit moderaten Gewinnen im DAX-Mittelfeld.
Das ist verwunderlich, gilt der Zahlungsabwickler aus Aschheim bei München im Zuge der anhaltenden Branchenkonsolidierung doch selbst als potenzielles Übernahmeziel. Gemessen an einem Börsenwert von rund 16 Milliarden Euro spielt Wirecard in etwa in einer Liga mit First Data, ist mit einem 2019er-KGV von 33 jedoch deutlich ambitionierter bewertet als der US-Konkurrent (KGV 11).
Erst zum Jahreswechsel hatte der ehemalige Wirecard-Aufsichtsratschef Klaus Rehnig entsprechende Spekulationen befeuert. „Ich rechne damit, dass bald ein internationaler Konzern kommen wird und Wirecard kaufen will“, sagte er in einem Interview. Die Aktionäre könnten im Zuge dessen mit einem Übernahmeaufschlag von 30 bis 50 Prozent rechnen. Wirecard-Chef Markus Braun hatte sich kurz darauf jedoch zurückhaltend geäußert.
Kaufsignal abwarten!
Während die Aktie nach dem Rücksetzer der vergangenen Monate weiter an einer Bodenbildung arbeitet, lässt das charttechnische Kaufsignal derzeit noch auf sich warten. Vor dem Aufbau einer Trading-Position sollten Anleger den Sprung über die 200-Tage-Linie abwarten.