Wirecard hat zuletzt kräftig ins Zeug gelegt, um nach den Vorwürfen der Financial Times wieder operative Erfolge in den Vordergrund zu rücken. Bisheriger Höhepunkt waren dabei in dieser Woche die Anhebung der Ergebnisprognose und die Aussicht auf einen Aktienrückkauf. Doch einige Kritiker kann der Zahlungsabwickler selbst damit nicht überzeugen.
Die Reaktionen der Analysten auf die Quartalsbilanz und die Anhebung der EBITDA-Prognose fielen überwiegend positiv aus (DER AKTIONÄR berichtete). Doch es gibt auch kritische Stimmen:
Die Analysten der Bank of America haben die Wirecard-Aktie jetzt mit einem „Underweight“-Rating in die Bewertung aufgenommen. Das Kursziel von 120 Euro signalisiert dabei rund elf Prozent Rückschlagrisiko vom aktuellen Kursniveau.
Wegen der laufenden Ermittlungen in Singapur rechnet die US-Großbank zumindest kurzfristig mit anhaltend hoher Volatilität. Zudem äußern die Analysten in ihrer Studie Zweifel an der Qualität des Produktangebots, der Nachhaltigkeit des Wachstums beim Transaktionsvolumen und den Risiken im Acquiring-Geschäft an.
Singapur-Ermittlungen und Wachstumsaussichten als Bremsklotz
Zuvor hatte sich bereits Analyst Josh Levin von der Citigroup skeptisch geäußert. Der Markt verkenne die Risiken aus den Vorwürfen sowie der laufenden Untersuchung in Singapur gegen den Zahlungsabwickler, befürchtet der Experte. Entsprechend hat er seine Verkaufsempfehlung mit einem fairen Wert von 100 Euro bestätigt.
Markus Friebel von Independent Research zeigte sich in dieser Woche ebenfalls unbeeindruckt von der operativen Entwicklung bei Wirecard. Er befürchtet, dass der Zahlungsabwickler das hohe Umsatz- und Ergebniswachstum längerfristig nicht aufrechterhalten kann. Er rät daher weiterhin zum Verkauf der Aktie (Kursziel: 115 Euro).
Zurück zu alter Stärke?
Die Wirecard-Aktie hat in den letzten Wochen spürbar aufgeholt, der erhoffte Durchmarsch in Richtung alter Hochs lässt aber noch auf sich warten. DER AKTIONÄR sieht aber gute Chancen für eine baldige Fortsetzung der Erholung und empfiehlt die Aktie weiterhin zum Kauf.
Neben dem globalen Trend zu digitalen Bezahlmethoden dürfte der Payment-Spezialist insbesondere vom kürzlich verkündeten Einstieg der Softbank profitieren. Man befinde sich bereits im Gespräch mit einigen Portfolio-Firmen der japanischen Beteiligungsgesellschaft, hatte Wirecard-CEO Markus Braun in dieser Woche verraten.
Angesichts der guten operativen Aussichten setzt DER AKTIONÄR auch im Aktien-Musterdepot auf Wirecard.