Die amerikanische Universalbank Wells Fargo galt lange als moralische Institution der skandalträchtigen Branche. Nicht einmal während der Finanzkrise brauchte das Geldhaus Staatshilfe. An Mauscheleien und unsauberen Geschäftspraktiken hatte man sich nicht beteiligt. Dann erschütterte im vergangenen Herbst ein Vertriebsskandal die Bank. Jetzt zeigt sich: Das war noch nicht alles.
Über etliche Jahre eröffneten Mitarbeiter von Wells Fargo für Kunden neue Konten oder nahmen in deren Namen Kredite auf. Die Sparer wussten davon in der Regel nichts, aber die Bank kassierte dafür Gebühren. Im Herbst 2016 flog der Schwindel auf. Der Scheinkonten-Skandal beschäftigt das Traditionshaus noch immer. Jetzt erschüttert ein neuer Fall den Konzern. Das Vorgehen war offenbar ähnlich.
Demnach hat Wells Fargo seit Januar 2012 an mehr als 800.000 Kunden überflüssige Unfallversicherungen für Autos verkauft. Der Großteil der Geschädigten hatte eine Autofinanzierung bei der Bank abgeschlossen und wusste nichts vom Abschluss einer zusätzlichen Versicherung. Die Bank übernimmt die volle Verantwortung und stellt Entschädigungszahlungen von 80 Millionen Dollar (68 Millionen Euro) in Aussicht.
Ausgestoppt
Wells Fargo kommt nicht zur Ruhe. Der Konzern hätte am besten gleich reinen Tisch gemacht, als im Juli 2016 der Scheinkonten-Skandal aufflog.
Die Bank gilt als einer der größten Gewinner steigender US-Zinsen. Allerdings hat das Geldhaus einiges Vertrauen verspielt und hatte bereits im letzten Quartal mit sinkenden Umsätzen zu kämpfen. Die Aktie wurde ausgestoppt und wird verkauft.