Nach drei Tagen im Tal der Tränen holen die Bullen an der Wall Street zur Wochenmitte zum Gegenschlag aus. Die Future auf alle wichtigen Indizes signalisieren kräftige Kursgewinne in der Auftaktphase. Besonders stark präsentieren sich dabei wenig überraschend jene Aktien, die zuletzt besondes stark gefallen sind (nachdem sie zuvor besonders stark gestiegen waren).
"Flex!" riefen die Fans früher Arnold Schwarzenegger zu, damit der seinen Bizeps anspannte. Heute feuern die Anleger mit den selben Worten die Bullen an – sie sollen ihre Muskeln spielen lassen. Und die tun es. Der Future auf den Dow Jones steigt 0,6% auf 27.678 Zähler, der S&P 500-Future um 0,8% auf 3.362 Punkte und der Future auf den Nasdaq um 1,6% auf 11.235 Zähler.
Der sich anbahnende Rebound an der Wall Street folgt drei Handelstagen in Folge mit herben Verlusten. Anleger hatten sich angesichts des Ausmaßes der Verluste die bange Frage gestellt, ob die Bewegung der Auftakt für den zweiten Sell-off im laufenden Jahr bildet. Im Fokus der Investoren stehen am Morgen (New Yorker Zeit) die Aktien großer Technologieaktien. Apple (+3,0%), Amazon (+1,3%), Netflix (+2,1%) und Tesla (+6,9%) notieren nach den Einbrüchen zuvor heute überwiegend freundlich.
Peloton (+4,1%): Die Aktie baut den Kurszuwachs vom Dienstag weiter aus und steigt auf 89,10 Dollar. Goldman Sachs erhöhte am Morgen das Kursziel um 20 Prozent auf 110 Dollar. Der Anbieter von Indoor-Fitness-Fahrrädern veröffentlicht am Donnerstag Quartalszahlen.
Tiffany (-9,5%): Die Aktie des Luxusgüter-Konzerns bricht vorbörslich auf 110 Dollar und damit auf den niedrigsten Stand seit dem Frühjahr ein, nachdem LVMH den 16-Milliarden-Dollar schweren Übernahmedeal gekippt hat. Die Franzosen wollten im Angesicht der Auswirkungen der Coronapandemie auf die operative Entwicklung in der Branche den Kaufpreis (nach unten) nachverhandeln – erfolglos.
BioNTech (+6,7%): Die Mainzer Biotechfirma profitiert neben positiven vorklinischen Studienergebnissen für BNT162b2, einen Impfstoffkandidaten gegen das Coronavirus, von einer Liefervereinbarung mit der EU über 300 Millionen Dosen. Zusätzlichen Kaufdruck löst der vorübergehende Forschungsstopp bei AstraZenecas Konkurrenz-Wirkstoff aus.
Activision Blizzard (+2,1%): Needham erhöht das Kursziel für die Aktie auf 102 Dollar. Analystin Laura Martin: "Wir glauben, dass der COVID-19-Lockdown mehrere Medientrends beschleunigt hat und Activision Blizzard gehört zu den größten Nutznießern. So ist beispielsweise die installierte Spielerbasis im 2. Quartal im Jahresvergleich um 30 Prozent gewachsen. Die Spieldauer erhöhte sich im Jahresvergleich um 70 %. Wir erhöhen unsere Prognosen für 2020 und 2021."
Lululemon (-4,5%): Yoga-Mode ist 2020 schwer angesagt und bislang zählte die Aktie des Ausrüsters nach dem März-Crash zu den Top-Performern (+110%). Angesichts eines "nur" verhalten optimistischen Ausblicks für die zweite Jahreshälfte zeigen sich die Anleger jedoch trotz starker Q2-Zahlen wenig entspannt und strafen den Titel ab.
Slack (-17,1%): Umsatz gestiegen, den Fuß in der Tür zur Gewinnschwelle und trotzdem machen die Anleger aus der Aktie am Mittwoch "Slack-Fleisch". Hintergrund: Das Wachstum im Kerngeschäft mit Abos für die populäre Messaging-Plattform ist überraschend gesunken.