Die Leidensfähigkeit der Anleger wird derzeit auf eine harte Probe gestellt. Negative Nachrichten werden nicht mehr ausgeblendet, sondern schlagen voll ins Kontor. Etliche Charts sind massiv angeschlagen. Michael Wilson von Morgan Stanley sieht aber immer noch nicht alles Negative in den Kursen eingepreist.
„Die Gewinnerwartungen für das vierte Quartal und für 2024 sind wahrscheinlich zu hoch“, so Wilson in seinem aktuellen Marktkommentar. „Dies und die schärfere Geldpolitik der Fed werden den Markt weiter belasten.“
Laut Berechnung von Bloomberg Intelligence erwarten die Wall-Street-Analysten für das dritte Quartal einen Gewinnrückgang von im Durchschnitt 1,1 Prozent. Für das vierte Quartal erwarten sie eine Erholung von 5,2 Prozent.
Wilson, der zu den pessimistischsten Experten an der Wall Street gehört, sieht nur wenig Chancen, dass der S&P 500 über das Niveau von 4.300/4.400 Punkten kommen wird. Der Stratege sieht den Index zum Jahresende bei 3.900 Stellen (aktueller Stand: 4.224 Zähler).
Damit die Bullen noch eine Chance haben, müssen schnell positive Nachrichten her. Diese könnten etwa von Microsoft und Alphabet kommen, die am Dienstag Quartalszahlen vorlegen. Bleiben sie aus, würde der S&P 500 ziemlich wahrscheinlich nachhaltig unter die 200-Tage-Linie rutschen. Dann könnte es schnell bis auf 4.100 Stellen weiter abwärtsgehen.