Täglich werden unzählige Analystenkommentare veröffentlicht. Einige davon stechen heraus. Die einen, weil sie vor Optimismus nur so strotzen, andere, weil sie die Zukunft von Unternehmen rabenschwarz malen. Vorsicht ist in beiden Fällen geboten. Eine dieser Studien ist nun aufgefallen, weil sie einem gefallenen Hoffnungsträger 70 Prozent Kurspotenzial zuspricht. Zu Recht?
Home24 hat mit seinen Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr enttäuscht – und wurde in der Folge von Börsianern abgestraft. Die Aktie verlor gestern als Reaktion auf die Daten, die am Vorabend veröffentlicht wurden, zweistellig an Wert und erreichte damit ein historisches Tief. Aktionäre des erst im Sommer an die Börse gegangenen Unternehmens sitzen nun auf Verlusten von bald 60 Prozent. Für manche überraschend stark zeigte sich im gestrigen Handel angesichts dieser Entwicklung die Aktie von Rocket Internet. Der Inkubator hält immer noch rund ein Drittel aller Home24-Anteile. Bei genauer Betrachtung und einer verbliebenen Marktkapitalisierung von nur noch 257 Millionen Euro wiegt der Verlust für Rocket aber nicht so schwer. Er entspricht etwa acht Millionen Euro. Insofern können zumindest Rocket-Aktionäre dem Treiben (vorerst) gelassen zusehen. Home24-Eigner hingegen sehen ihre Felle zunehmend schnell davonschwimmen.
In diesem Zusammenhang sticht ein aktueller Analystenkommentar auf. Wir haben uns bereits in Ausgabe #32 vom 10. Januar 2019 damit auseinandergesetzt, wie IPO-Banken Unternehmen der dann börsennotierten Aktien bewerten. Die Kursziele, die in den betrachteten Fällen ausgesprochen wurden, schienen – vorsichtig ausgedrückt – schmeichelhaft.
Auch zu Home24 gab es gestern ein Analysten-Update. Goldman Sachs beließ das Papier auf „Neutral“ und auch das Kursziel unverändert – bei 17 Euro, was einem Potenzial von über 70 Prozent entspricht. Sie ahnen es: Goldman war Teil des Konsortiums, das Home24 an die Börse brachte. Warten wir mal ab, wie Berenberg und damit eine weitere IPO-Bank die weiteren Aussichten bewertet. Zuletzt äußerte sich die Privatbank im September, senkte das Kursziel damals von zuvor 35 auf 33 Euro und stufte die Aktie mit „Buy“ ein.
Hier gilt, wie schon in der Ausgabe vom 10. Januar 2019 geschrieben: Sind die Studien damit weniger aussagekräftig? Nein, nicht zwangsläufig. Doch es gilt hier wie auch sonst: Die Quelle nicht unbeachtet lassen!
Dieser Beitrag ist dem heutigen Börsen.Briefing. entnommen – dem neuen täglichen Newsletter des Anlegermagazins DER AKTIONÄR.
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