Immobilien-Aktien gelten wegen ihrer hohen Schulden als besonders zinssensibel. Dementsprechend müssten sie heute zu den großen Gewinnern der ersten EZB-Zinssenkung seit Jahren gehören. Doch Pustekuchen. Vonovia, Aroundtown, LEG Immobilien & Co werden am Nachmittag sogar abgestraft und bilden die Schlusslichter in DAX und MDAX.
Die Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag die Anleger von Immobilienwerten nicht zufriedengestellt. Die Kurse der großen deutschen Branchenwerte rutschten deutlich ins Minus ab: Vonovia fielen um 2,3 Prozent, während der DAX leicht im Plus verblieb. Im MDAX versammelten sich TAG Immobilien, LEG und Aroundtown mit Abschlägen zwischen 2,7 und 5,2 Prozent ganz hinten.
Immobilienwerte reagieren für gewöhnlich besonders sensibel auf geldpolitische Entscheidungen. Im aktuellen Fall hatten Anleger offenbar mehr als eine erste Zinssenkung erwartet und auf klarere Signale für die künftige Zinspolitik gehofft. Hohe Zinsen erschweren den Unternehmen das Geschäft auf zweierlei Weise: Zum einen verteuern höhere Zinsen die Refinanzierung am Kapitalmarkt, wo sich die Unternehmen mit frischem Geld versorgen. Zudem werden Verkäufe aus den Beständen tendenziell erschwert.
„Dass die Europäische Zentralbank die Leitzinsen um 25 Basispunkte senken würde, darauf hatte sie den Markt in den vergangenen Wochen entsprechend vorbereitet und heute nun Fakten geschaffen“, sagte Eckhard Schulte von MainSky Asset Management. In der anschließenden Pressekonferenz habe Christine Lagarde allerdings auf die Kommunikation eines klar definierten Kurses verzichtet und somit auch keine Hinweise auf eine nächste Zinssenkung gegeben. Genau das dürfte die Anleger von Vonovia und Co verärgert haben.
Anleger der deutschen Immobilienkonzerne handeln heute ganz offensichtlich nach dem Motto: Buy the rumor, sell the news. Die bloße Zinssenkung war den Märkten haben sie zum Anlass für Gewinnmitnahmen genommen. Bei der Vonovia-Aktie muss damit der Ausbruch aus dem monatelangen Seitwärtstrend auch diesmal zunächst wieder vertagt werden. Investierte Anleger bleiben dennoch an Bord und beachten den Stoppkurs von 24 Euro.
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