Vonovia zählt heute zu den stärksten Werten im deutschen Leitindex. Die Aktie des Wohnungskonzerns legt über drei Prozent zu. Rückenwind bekommt sie vor allem von Konzernchef Rolf Buch. Er sieht Vonovia bei den Verkäufen voll auf Kurs. Zugleich prognostiziert er aber extrem viele Immobilienpleiten in Deutschland.
Rolf Buch sieht Vonovia voll bei den angestrebten Verkäufen von Immobilien auf Kurs. Im Gesamtjahr peilen die Bochumer Verkaufserlöse von 3 Milliarden Euro an, um die Liquidität zu verbessern. Ende April lag der DAX-Konzern bei 1,1 Milliarden Euro. „Im Sommer ist es etwas ruhiger, im Herbst werden wir dann noch 1,9 Milliarden Euro verkaufen, vielleicht ein bisschen mehr“, sagte Buch am Dienstagabend im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW).
Unter anderem stehe noch ein Pflegeheim-Portfolio der Berliner Tochter Deutsche Wohnen im Wert von 900 Millionen Euro zum Verkauf. In Schweden sucht Vonovia derweil weiterhin nach einem Joint-Venture-Partner für sein Wohnungsportfolio. Diese gestalte sich aktuell aber schwierig. In dem Markt im Moment keine Transaktionen und es sei schwer, Unternehmen zu finden, die „bereit sind, für den richtigen Preis, in Schweden in ein Joint-Venture einzusteigen“.
Ziel der Verkäufe ist es, den Verschuldungsgrad (LTV) wieder von 45,9 Prozent in den Zielkorridor von 40 bis 45 Prozent zu drücken. Auch mit den angestrebten 3 Milliarden Euro an Verkaufserlösen will Buch das Deleveraging nicht beendet sehen. Sobald wir die Bilanzen wieder sauber seien, könnte auch wieder investiert werden. „Wir werden wieder bauen und vielleicht auch wieder kaufen", sagte Buch.
Aktuell fahren Vonovia noch mit gebremstem Gas. Sobald der „Ausgang der letzten Kurve“ erkennbar wird, werde sich das ändern. „Das wird eher in näherer Zukunft sein, ich kann aber nicht sagen, ob das im Oktober, im Dezember oder im März ist“, blickt Buch voraus.
Insgesamt sieht der Vonovia-Chef die Talsohle im Zyklus der Immobilienbranche erreicht. Wegen der traditionell langsamen Reaktionsgeschwindigkeit der Branche rechnet er dennoch mit weiteren Pleiten, vor allem in der Projektentwicklung.
„Wir werden in den kommenden Monaten und eventuell im nächsten Jahr extrem viele Pleiten sehen“, sagte Buch im ICFW. „Wir sehen sie heute schon, sie werden weitergehen.“ Der Immobilienmarkt reagiere langsam, das passiere am Ende des Zyklus. „Das wird noch bitter werden.“ Vor allem im Segment Development (Projektentwicklung) werden sich Marktbereinigung und Konzentration nach Einschätzung von Buch fortsetzen.
Zudem müsse mit weiteren Abschreibungen auf Immobilienportfolien gerechnet werden. Vonovia sei damit dagegen bereits durch. „Bestimmte Fonds machen die Bewertung, die wir damals gemacht haben, jetzt“, deshalb die Verzögerung, sagte Buch. „Die Preiskorrektur ist over, wenigstens bei uns. Die anderen werden nachziehen.“ Wenn es Vonovia überhaupt weitere Abwertungen gebe, dann nie mehr in einer Größenordnung, die Auswirkungen auf die Bilanz des Konzerns haben würden.
Insgesamt werde sich die Krise beim Wohnungsmangel in Deutschland in den kommenden zwei Jahren noch massiv zuspitzen. Dies berge politischen Zündstoff. Es gebe aber „kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem“ in Deutschland.
Der Vonovia-Aktie gelingt mit dem heutigen Plus der Ausbruch aus dem wochenlangen Seitwärtstrend. Kann sie das bestätigen, würde sich das Chartbild deutlich aufhellen. Nächste Ziele sind dann das Dezember-Hoch im Bereich von 28,88 Euro sowie das Jahreshoch bei etwa 30 Euro.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Leon Müller, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Vonovia.