Container-Reedereien wie A.P. Møller-Maersk, Hapag Lloyd und Co gehören zu den finanziellen Gewinnern der durch die Corona-Pandemie ausgelösten Störungen der globalen Lieferketten, die für einen überproportionalen Anstieg der Frachtraten gesorgt haben. Zunehmende Rezessionsängste haben die Aktien im Frühjahr deutlich korrigieren lassen. Das gilt auch für die Papiere der Hamburger-Reederei Ernst Russ. Mit der heutigen Meldung nimmt die Aktie wieder Fahrt auf.
Die außergewöhnliche Marktsituation in der Seeschifffahrt und die deutlich gestiegenen Chartererlöse haben Ernst Russ im Vorjahr in die Karten gespielt. 2021 wurden Umsätze von 92,3 Millionen Euro (Vorjahr: 55,6 Millionen Euro) sowie ein bereinigtes EBIT von 30,8 Millionen Euro (Vorjahr: 2,6 Millionen Euro) erzielt.
Dieser Trend setzt sich 2022 fort. Vorstand Robert Gärtner hat die Planvorgaben für das laufende Jahr daher bereits im März erhöht und peilte seitdem Erlöse zwischen 160 und 170 Millionen Euro und ein EBIT zwischen 72 und 77 Millionen Euro an.
Nach einem starken ersten Halbjahr – nach vorläufigen Zahlen steht ein Umsatz von rund 82,7 Millionen Euro (Vorjahr: 39,6 Millionen Euro) sowie ein Betriebsergebnis (EBIT bereinigt um neutrale Aufwendungen und Erträge) von etwa 51 Millionen Euro (Vorjahr: 8,6 Millionen Euro) zu Buche – und vor dem Hintergrund der weiterhin positiven Geschäftsentwicklung sowie der für das Geschäftsjahr 2022 überwiegend abgesicherten Beschäftigungssituation der Schiffsflotte hat der Firmenchef nun noch einmal nachgelegt.
Im Gesamtjahr 2022 wird nun mit Umsätzen in einer Bandbreite zwischen 183 und 193 Millionen Euro und einem Betriebsergebnis zwischen 85 und 90 Millionen Euro gerechnet. Analysten, die die Aktie bei 8,30 Euro fair bewertet sehen, hatten hier deutlich weniger erwartet.
Endgültige Zahlen für das erste Halbjahr 2022 gibt es wie geplant am 25. August. Dann dürfte der Vorstand auch ein paar Aussagen zur möglichen Entwicklung im kommenden Jahr tätigen.
Die Aktie reagiert heute mit einem satten Kurssprung auf die erneute Prognoseerhöhung. DER AKTIONÄR sieht sich in seiner positiven Einschätzung bestätigt. Der Pessimismus der Anleger im Frühjahr war übertrieben. Nehmen die Investoren den Ball auf, dürfte die Aktie nun wieder Fahrt aufnehmen. Wohin die Reise am Ende geht, werden neben den kommenden Konjunkturdaten vor allem die Aussagen des Vorstands zu Themen wie Charterraten, Entwicklung des Schiffportfolios, negative Angebotseffekte durch neue Containerschiffe, Aktienrückkauf oder Dividende zeigen. DER AKTIONÄR hält daher an seiner Position im Real-Depot vorerst fest.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Aktien von Ernst Russ befinden sich im Real-Depot von DER AKTIONÄR.