Volkswagen
„Es steht noch eine schwierige Zeit bevor. Die Star-Marke Porsche sieht Gegenwind in China und bei Elektroautos. Ein Problem der neue Macan, der ausschließlich in Elektroversion in Europa verkauft wird und das in einem Umfeld bei dem Elektroautos schwach sind. Audi ist noch weit hinter seiner früheren Performance zurück und hat die vielen Vorstandswechsel in der Entwicklung noch nicht verdaut. Cariad sieht schwierig aus und wieso man auf ein Start-Up mit Rivian mit einer Milliarde Aktienkauf setzt ist schwer verständlich. Software ist ein Kern-Kompetenzfeld und da sollte man nicht – nach meiner Meinung – erneut in Start-up-Risiken gehen, sondern mit Tech-Giants wie Microsoft, Alphabet oder Huawei und Tencent in China in die Stabilisierung gehe“, sagt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research in Bochum gegenüber dem AKTIONÄR.
"Software ist ein Kern-Kompetenzfeld und da sollte man nicht – nach meiner Meinung – erneut in Start-up-Risiken gehen."
Schwache Marge
Konsequenz: Die VW-Aktie fiel am Donnerstag weiter zurück. Im Jahresverlauf steht ein Minus von mehr als 9 Prozent zu Buche. Beim operativen Ergebnis stehe VW zwar etwas besser da als gedacht, schrieb Goldman-Sachs-Analyst George Galliers. Bei den Massenmarken der Markengruppe Core - sprich VW Pkw, Seat/Cupra, Skoda und den leichten VW Nutzfahrzeugen (VWN) - hätten negative Preis- und Mixeffekte aber das operative Ergebnis deutlich unter die Erwartungen rutschen lassen, so der Analyst.
Das operative Ergebnis im Konzern schrumpfte um 2,4 Prozent auf 5,46 Milliarden Euro, wie der Dax-Konzern mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einem größeren Rückgang gerechnet. Der Umsatz stieg trotz geringerer Verkäufe im zweiten Quartal dank der Entwicklung in der Finanzsparte um 4,1 Prozent auf 83,3 Milliarden Euro. Der Gewinn fiel jedoch um 4,2 Prozent auf 3,63 Milliarden Euro.
Neben den Rückgängen im Tagesgeschäft bei den wichtigen Gewinnbringern Porsche und Audi kamen den Konzern die Kosten für den Stellenabbau bei der Kernmarke VW-Pkw teuer zu stehen. Dafür hat VW wie bereits bekannt 0,9 Milliarden Euro zurückgestellt.
Vorstand Blume will Kosten senken
Blume bestätigte in einer Telefonkonferenz, dass die Ausgaben für Sachinvestitionen und für Forschung und Entwicklung in den kommenden Jahren ausgehend von ihrem Höhepunkt in diesem Jahr sinken sollen. Beim Hochlauf der Batteriezellproduktion sieht er Spielraum, die teuren Investitionen in die Werke an Nachfrage und Gegebenheiten zeitlich anzupassen. Auch beim Verhältnis zwischen eigener Herstellung und Fremdbezug von Batterien könne VW flexibel agieren.
Kursziel runter
Jefferies passt am Freitag das Kursziel für Volkswagen-Vorzugsaktien von 150 auf 140 Euro an. Das zweite Quartal habe die Verbesserungen beim Autokonzern bestätigt, schrieb Analyst Philippe Houchois in einer Studie. Allerdings reduzierte er seine Umsatz- und Gewinnprognosen (EPS) für 2024 und 2025 etwas.
Auch Berenberg hat reagiert und das Kursziel für die VW-Aktie im Anschluss an die Zahlen von 136 Euro auf 125 Euro gesenkt.
VW agiert längst nicht mehr aus einer Position der Stärke heraus. Die aktuellen Zahlen und die Marge bei VW-Pkw haben das untermauert. Allen voran im wichtigen Markt China sinkt der Marktanteil der Wolfsburger. Die chinesischen Hersteller punkten bei den Konsumenten dagegen mit erstklassiger Software und einem am Kunden orientierten Infotainment. VW liefert, was das betrifft, mit seinen ID.Modellen lediglich Standard. Die Gewinne im Reich der Mitte sind seit Jahren rückläufig. Der Trend wird sich fortsetzen. Aktuell ist sicherlich viel im Kurs der VW-Aktie eingepreist. Aufgrund der schwierigen Marktsituation in China inklusive der rückläufigen Gewinne ist VW aktuell (noch) kein Kauf.
(Mit Material von dpa-AFX).
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen Vz..