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Volkswagen-Experte: „Der Druck wird größer“

Volkswagen-Experte: „Der Druck wird größer“
Foto: Marcel Paschertz/Shutterstock
Volkswagen Vz. -%
Jochen Kauper 15.03.2024 Jochen Kauper

Der Volkswagen-Konzern geht wegen des anhaltend scharfen Wettbewerbs auch in diesem Jahr von einem Gewinnrückgang in seinem wichtigsten Einzelmarkt China aus. 2024 dürfte das anteilige operative Ergebnis der dortigen Gemeinschaftsunternehmen nur noch zwischen 1,5 und 2 Milliarden Euro liegen. Im vergangenen Jahr sank das anteilige operative Ergebnis der chinesischen Joint Ventures bereits um rund ein Fünftel auf 2,62 Milliarden Euro.

BYD, Li Auto, Nio, Xpeng & Co machen Volkswagen das Leben im wichtigsten Einzelmarkt der Welt China schwer.

Bereits 2023 hatte die Kernmarke VW-Pkw in der Volksrepublik die Position als Marktführer in dem Land an den Elektroautobauer BYD abgeben müssen.

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Foto: Volkswagen
VW ID.7

VW hatte lange große Probleme, die Autos seiner vollelektrischen ID-Reihe in China am Markt zu verkaufen, auch weil die vergleichsweise junge chinesische Kundschaft stärker auf Vernetzung und Softwareangebote im Auto achtet und chinesische Anbieter dort teils mehr zu bieten haben.

VW will das China-Problem unter anderem durch eine Ausweitung der Zusammenarbeit mit Xpeng lösen.

„VW sitzt seit langem in der Kostenfalle. Der Befreiungsschlag China mit der Strategie „aus China für China“ ist richtig und gut. Von daher hat China mit dem großen Entwicklungszentrum in Anhui, der Zusammenarbeit mit XPeng sehr große Bedeutung für den Gesamtkonzern. So widersinnig das klingt: China könnte eine Art Befreiungsschlag für VW werden. Dort läßt sich am ehesten ein neues flexibles wettbewerbsstarkes VW aufbauen“, sagt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer gegenüber dem AKTIONÄR.

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Foto: BYD, VW, Tesla
VW hat es min China mit starken Konkurrenten wie BYD und Tesla zu tun

Ein weiters Problem von Volkswagen ist die Software-Tocher Cariad.

„Mit Cariad muss man eingestehen, dass Software nicht die Domäne der Autobauer wird und Bosch hat hier wohl auch eher bescheidenes beizutragen. Von daher macht es Sinn, das Software-Thema den Tech-Giants zu überlassen. Ein VW-eigenes OS ist ein zu großer Anspruch“, sagt Dudenhöffer.

Schleppende Verkäufe der ID-Modelle, schwache Software, et cetera. Wie will Konzernchef Oliver Blume also das Steuer herumreißen?

„Nach meiner Einschätzung war es ein Fehler von Blume an der Doppelfunktion Porsche CEO und VW CEO festzuhalten. Es könnte durchaus sein, dass der Druck größer wird, die beiden Funktionen zu trennen. Blume braucht 100% seiner Zeit für den Konzern, für Cariad, für die Marken VW, Audi, aber auch Cupra und Skoda. Und auch die Components brauchen den CEO, denn wenn die Elektromobilität stockt muss man auch die Zeitpläne für die Batterie überprüfen. Je länger er in der Doppeltrolle ist, umso eher verschleißt er sich. Also der Konzern braucht Blume, aber zu 100 Prozent", sagt Auto-Experte Dudenhöffer.

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Foto: Volkswagen AG
VW-Chef Oliver Blume

In einer ersten Reaktion auf die Zahlen hat die Schweizer Großbank UBS die Einstufung für Volkswagen mit einem Kursziel von 100 Euro auf "Sell" belassen. Der schwache China-Ausblick der Wolfsburger dürfte den Ergebniskonsens um etwa 5 Prozent nach unten drücken, schrieb Analyst Patrick Hummel.

Goldman Sachs hielt dagegen. Die US-Investmentbank hat die Einstufung für Volkswagen auf "Neutral" belassen. Das unerwartet gute Ergebnis im vierten Quartal sei der Marke VW zu verdanken, schrieb Analyst George Galliers. Sein Kursziel für die Aktie lautet 146 Euro.

Volkswagen Vz. (WKN: 766403)

Die Zahlen für 2023 waren grundsätzlich in Ordnung. Der Ausblick zeigt die Schwierigkeiten auf, mit welchen VW derzeit zu kämpfen hat. Der Konzern hat seit Monaten Probleme mit seiner Software-Sparte Cariad. Und was die Modellpolitik betrifft, so ist kein Game-Changer in Sicht.
VW kommt mit seinen ID-Modellen nur schleppend voran. Die ID-Modelle sind nett, aber zu wenig innovativ. Vor allem in China verliert der Konzern deshalb immer mehr Marktanteile.
Darüber hinaus wird der Billigstromer ID.2 erst 2026 kommen, während Tesla, Stellantis und mittlerweile auch Renault das Marktsegment längst besetzt haben.
Auf der anderen Seite ist die Erwartungshaltung gegenüber dem VW-Konzern nach wie vor sehr niedrig. Das lässt für die Zukunft durchaus Raum für positive Überraschungen. Die Aktie ist im Auto-Segment derzeit nicht erst Wahl. Wer investiert ist, kann die Position allerdings halten.


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