Der VW-Konzern stellt sich wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf deutlich schlechtere Geschäftszahlen im laufenden Jahr ein. Dennoch: Die Aktie hat seit dem Korrekturtief rund 40 Prozent gut gemacht. Wie weit kann die Erholung noch gehen?
Auslieferungen minus 23 Prozent
VW gab am Mittwochmorgen die detaillierten Zahlen für das erste Quartal bekannt. Der Gewinn vor Steuern ging im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Vorjahres von 4,1 Milliarden auf noch 0,7 Milliarden Euro zurück. Der Umsatz sank zwischen Januar und März von 60,0 auf 55,1 Milliarden Euro. Die Auslieferungen aller Marken gingen um fast ein Viertel (23 Prozent) auf rund 2 Millionen Fahrzeuge zurück.
"Wir haben zahlreiche Gegenmaßnahmen ergriffen, um die Kosten zu senken sowie die Liquidität zu sichern und sind finanziell weiter robust aufgestellt."
Bei Volkswagen erwartet man ein "im Vorjahresvergleich gravierend rückläufiges" operatives Ergebnis, das aber noch im positiven Bereich landen werde, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Wolfsburg mit. Der Umsatz dürfte "voraussichtlich deutlich unter dem Niveau des Vorjahres liegen", hieß es. "Der Volkswagen- Konzern steuert fokussiert und entschlossen durch diese beispiellose Krise", erklärte Finanzvorstand Frank Witter in einer Mitteilung. "Wir haben zahlreiche Gegenmaßnahmen ergriffen, um die Kosten zu senken sowie die Liquidität zu sichern und sind finanziell weiter robust aufgestellt."
Große Herausforderungen
Im Zuge der Zahlen hat NordLB-Analyst Frank Schwope das Kursziel für die VW-Aktie um zehn Euro auf 130 Euro angehoben. „Während die Q1-Zahlen infolge der Corona-Pandemie bereits massiv eingebrochen sind, erwarten wir für Q2 noch schlechtere Werte. Allerdings gibt China Hoffnung und fährt in der Coronavirus-Krise vorweg“, so Schwope in seiner neuesten Studie.
Anleger sollten sich bei den Automobil-Herstellen auf Absatzeinbußen im Gesamtjahr zwischen zehn und 20 Prozent einstellen. Die Gewinne dürften weitaus mehr leiden. „Die wirtschaftlichen Folgen von 9/11 und der Finanzkrise waren geringer als die wirtschaftlichen Probleme, die sich aus der Coronavirus-Krise ergeben“, schreibt Auto-Analyst Schwope von der NordLB.
Kein Verlust im Jahr 2020
Volkswagen sollte jedoch in der Lage sein, als einer der wenigen Autokonzerne auch 2020 schwarze Zahlen zu schreiben. Die Aussagen von Finanzvorstand Frank Witter untermauern diese Einschätzung. VW ist im Vergleich zu den anderen europäischen Automobil—Herstellern am besten für die Zukunft gerüstet. Chef Herbert Diess setzt alles auf die Karte Elektromobilität. Es wird geklotzt, nicht geklecker: In den nächsten vier Jahren fliessen 60 Milliarden Euro in die Bereiche E-Mobilität, Hybridantriebe und Digitalisierung, 33 Milliarden Euro werden davon in das wichtige Thema Elektromobilität gesteckt.
Nächstes Etappenziel: 135 Euro
Die VW-Aktie hat sich in den letzten Wochen peu a peu von dem Korrekturtiefs nach oben gearbeitet. Die Börse blicken nach vorne. Der Markt in China erholt sich, in vielen anderen Werken wurde die Produktion wieder aufgenommen. Das erste Etappenziel von 125 Euro hat die Aktie hinter sich gelassen. Die nächste Hürde liegt bei 135 Euro. Stoppkurs auf 115 Euro nachziehen.
Zudem gibt es berechtigte Hoffnungen für alle Automobil-Hersteller auf ein Konjunkturpaket der Bundesregierung in der zweiten Jahreshälfte. Das sollte BMW, Daimler und Volkswagen Rückenwind für die Zukunft verleihen. So könnte vor allem der Swing weg vom Verbrennungsmotor, hin zur Elektromobilität, für die Hersteller einfacher werden.