Der Volkswagen-Konzern hat im vergangenen Jahr wegen des harten Wettbewerbs in China weniger Fahrzeuge verkauft als im Vorjahr. Weltweit lieferte der Konzern 9,03 Millionen Fahrzeuge aller Konzernmarken an die Kunden aus, das waren 2,3 Prozent weniger als im Jahr zuvor, wie die Wolfsburger am Dienstag mitteilten. Das selbst gesteckte Ziel von zuletzt 9 Millionen Auslieferungen wurde damit knapp erreicht.
In China gingen die Verkäufe um fast 10 Prozent zurück, die Stromer von VW werden immer mehr zu Ladenhütern. Die Wolfsburger verlieren mehr und mehr an Boden gegenüber BYD, Nio und Xiaomi. Die üppigen Gewinne der Vergangenheit, die in China gemacht wurden, die die mickrige Marge der VW-Kernmarke kaschiert haben, sind passé. VW wird 2024 in China nur noch rund 1,5 Milliarden Euro verdienen. Das wäre der Stand von 2010.
Hier versucht VW gegenzusteuern.
"Was VW richtig macht, ist die starke Ausrichtung der Fahrzeugentwicklung auf China."
„Was VW richtig macht, ist die starke Ausrichtung der Fahrzeugentwicklung auf China. In China sitzen die Tech-Unternehmen und die Innovationen, die wir brauchen, um das Auto von morgen zu entwickeln“, sagt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research.
"Wir befinden uns in einer Abwärtsspirale der Industrialisierung in Deutschland und das trifft Autobauer und Zulieferer. Und wir haben noch kein Rezept der Politik, wie wir dagegen angehen."
2025 ist keine Besserung in Sicht.
„Die Herausforderungen mit den neuen CO2-Vorgaben in der EU, die immer stärker werdenden Chinesen, die neuen Mega-Protektion von Trump und der steigende Anteil der Elektroautos in China mit Markanteilsverlusten für die deutschen Autobauer sind enorm. Wir befinden uns in einer Abwärtsspirale der Industrialisierung in Deutschland und das trifft Autobauer und Zulieferer. Und wir haben noch kein Rezept der Politik, wie wir dagegen angehen“, sagt Dudenhöffer.
Vor wenigen Tagen hat Patrick Hummel von der Schweizer Großbank UBS in einem Branchenausblick auf die Berichtssaison zum vierten Quartal seine Verkaufsempfehlung für die VW-Aktie erneuert. Trotz der Möglichkeit, dass der Jahresausklang allgemein etwas besser ausfallen könnte als befürchtet. Sein Kursziel für die VW-Aktie lautet 75 Euro.
Charttechnisch interessant
Einzig und allein technisch versucht sich die Aktie derzeit gegen ihren Abwärtstrend zu stemmen. Das Papier hat auf dem Niveau des März-Tiefs aus dem Jahr 2020 bei 78,99 Euro wieder nach oben gedreht und die 50-Tage-Linie, wie auch die 100-Tage-Linie überwunden. Die Erholungsbewegung könnte bis zur 200-Tage-Linie bei 99,94 Euro anhalten.
Es ist schwierig Argumente für einen Kauf der VW-Aktie zu finden. Die erste Welle der Disruption haben die Wolfsburger bereits verschlafen. Nun hecheln sie im neuen E-Mobility-Zeitalter First Mover Tesla und BYD hinterher. Die zweite Welle der Disruption ist bereits angelaufen. In San Francisco und Los Angeles spulen Waymos selbst fahrende Stromer jede Woche rund 1,6 Millionen Kilometer herunter. Auch Tesla plant einen Robotaxi-Dienst. Zoox von Amazon hat auf der CES Consumer Electronics Show in Las Vegas seinen Robotaxi-Service demonstriert.
Nun könnte man argumentieren, die VW-Aktie sein mit einem KGV von rund 6 für 2025 sowie einem KUV von 0,4 billig. Das mag richtig sein. Bei weiterhin rückläufigen Gewinnen, starkem Gegenwind in China und den USA, sowie den neuen Playern BYD, Xiaomi und Co, die ihre Autos peu a peu auch in Europa ausrollen, werden die Bewertungsmultiplen allerdings nicht besser.
Aus technischer Sicht allerdings könnte sich die Erholungsbewegung bis zur 200-Tage-Linie bei 99,94 Euro fortsetzen.