Der Volkswagen-Konzern hat 2024 unter anderem wegen des harten Wettbewerbs in China und wegen hoher Umbaukosten deutlich weniger Gewinn gemacht. Unter dem Strich verdiente VW mit 12,4 Milliarden Euro fast 31 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Der Umsatz legte hingegen um knapp ein Prozent auf 324,7 Milliarden Euro zu. Die Analysten sind geteilter Meinung, was die weitere Entwicklung der VW-Aktie betrifft.

Analyst Daniel Schwarz von der Investmentbank Stifel lehnte sich nach den Zahlen von VW am weitesten aus dem Fenster. Schwarz attestierte dem Autobauer in einer Studie ein besser als erwartetes viertes Quartal und einen soliden Ausblick. Der Margenausblick lasse Luft nach oben für den Konsens. Bei der Dividende hätte Schwarz allerdings einen Tick mehr erwartet. Sein Kursziel lautet 135 Euro

Etwas skeptischer sieht Volkswagen nach wie vor Patrick Hummel von der UBS. Wobei der Auto-Experte nicht mehr ganz so pessimistisch für die Zukunft von Volkswagen gestimmt ist, wenn man die aktuelle Situation mit der vor sechs Monaten vergleicht.
Hummel stufte die VW-Aktie in seinem Update zu VW von „Verkaufen“ auf „Neutral“ nach oben.
„VW ist das "deutsche Renaissance-Spiel" im Automobilbereich, und ein konstruktiverer Ausblick für das Land (sowohl als Absatzmarkt als auch als Produktionsstandort) kann eine weitere Expansion mehrerer Länder unterstützen“, so Hummel. Als zweiten positiven Aspekt stellte Hummel die Gewinnentwicklung für 2025 heraus. „Während das US/EU-Zollrisiko bis zu 15 Prozent für den Gewinn je Aktie von VW im April noch gut eintreten könnte, dürfte der CO2-Gegenwind in der EU nach der angekündigten Lockerung der EU-Regeln geringer ausfallen als befürchtet“, so Hummel.

Endspiel in China
Größtes Problem für VW ist nach wie vor der Automarkt der Welt China. Einst die Gewinnmaschine des VW-Konzerns, fällt man im Wettbewerb mit den innovativen chinesischen Herstellern wie BYD, Nio, Xpeng und Xiaomi immer weiter zurück. Die VW-Modelle sind zu wenig innovativ was Software und Infotainment betrifft.
Darin sieht UBS-Analyst Hummel auch nach wie vor die größte Schwierigkeit für VW.
„Wir werden nicht optimistisch für VW, weil wir immer noch sehr skeptisch sind, was das China-Geschäft angeht (VW-Prognosen für eine Umkehr des negativen Trends im Jahr 2026 bei Produkten der nächsten Generation) und hervorheben, dass die Gewinne des Joint Ventures auch negativ werden können (die Prognose für 2025 liegt bei 0,5 bis 1,0 Mrd. € nach 1,7 Mrd. € im Jahr 2024“, so Hummel.
Darüber hinaus zweifelt Hummel daran, dass es VW gelingen kann, in einem sich verschärfenden Wettbewerbsumfeld profitable Elektroautos im Einstiegssegment (ID.2 kommt 2026, ID.1 2027) zu produzieren. Hummels Kursziel für die VW-Aktie lautet 105 Euro (vorher 75 Euro).

Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer sieht den VW-Konzern zumindest in China auf dem Weg der Besserung. „Mit dem China-Chef Ralf Brandstätter hat VW eine klare Neuausrichtung in China seit gut zwei Jahren gestartet. „In China für China“ lautet die Maxime. Dabei gewinnt VW klar durch seine Zusammenarbeit mit etwa XPeng, also den jungen Chinesen. Heute lernen die Wolfsburger von den Chinesen, ein völlig neues Bild. Die neuen Produkte sind in der Pipeline“, sagt Dudenhöffer.
Volkswagen hat viele Baustellen zu managen. Jedoch gibt es Hoffnung. VW hat zuletzt die neuen Modelle ID.2all (25.000 Euro) und Every1 (20.000 Euro) vorgestellt. VW kommt spät in diesen Markt. Fehler darf sich der Konzern keine mehr erlauben. Was die Aktie angeht, so setzt das Papier - nach dem kurzen Rücksetzer nach den Zahlen - den guten Lauf der letzten Wochen fort. Mit dem Break der 200-Tage-Linie wurde ein Kaufsignal geliefert.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen Vz..
Enthält Material von dpa-AFX