Der DAX knüpft am Tag der Deutschen Einheit an seinen schwachen Wochenauftakt an. Geldpolitische Aussagen sowie US-Arbeitsmarktdaten verstärkten den Druck auf den deutschen Leitindex im Handelsverlauf, der am Dienstag 1,06 Prozent tiefer mit 15.085,21 Punkten aus dem Handel ging. Er erreichte damit erneut den tiefsten Stand seit Ende März. Während steigende Renditen Anleihen attraktiver machen, sinkt das Interesse der Anleger an Aktien weiter.
Die Kurse von US-Staatsanleihen haben am Dienstag die Talfahrt der vergangenen Tage fortgesetzt. Im Gegenzug stiegen die Renditen und erreichten den höchsten Stand seit 16 Jahren. Nach wie vor bleibt die Spekulation auf weiter steigende Leitzinsen in den USA ein wichtiger Treiber für die Renditen am US-Rentenmarkt.
Zuletzt waren US-Konjunkturdaten überraschend stark ausgefallen. Zu Beginn der Woche wurde bekannt, dass sich die Stimmung in den Betrieben der US-Industrie im September unerwartet stark aufgehellt hatte, was für weiter steigende Zinsen der US-Notenbank Fed im Kampf gegen die hohe Inflation spricht. Die heute veröffentlichten US-Arbeitsmarktdaten passten in das Bild.
Zudem hat das Fed-Mitglied Loretta Mester die Notwendigkeit einer weiteren Zinserhöhung bis zum Jahresende gesehen. "Ich fürchte, dass wir den Leitzins in diesem Jahr noch einmal anheben müssen", sagte die Präsidentin der regionalen Notenbank von Cleveland.
Der DAX nimmt mittlerweile Kurs auf die vor allem psychologisch wichtige 15.000-Punkte-Marke. Seitdem die US-Notenbank vor knapp zwei Wochen überraschend eine mögliche weitere Zinserhöhung sowie noch länger hohe Zinsen signalisiert hat, steht für den DAX ein Kursrückgang um knapp viereinhalb Prozent zu Buche. Anleger sollten den Kopf aber nicht in den Sand stecken. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Stimmung und damit auch die Indizes mit den entsprechenden Konjunktur- und Inflationsdaten schnell wieder drehen können.
Wegen der Perspektive länger hoher Zinsen machten die Anleger - wie schon zuletzt - einen großen Bogen um den kapitalbedürftigen Versorgersektor. Seit Tagen schon geht es für den Branchenindex Stoxx Europe 600 Utilities rapide bergab. Davon erfasst wurden im DAX die Aktien von RWE, die auf ihr niedrigstes Niveau seit März 2022 absacken.
Auch diverse Aktien aus der zweiten und dritten Indexreihe, die vornehmlich der Branche der Erneuerbaren Energien angehören, folgen der Branchenschwäche. Encavis, Nordex und Energiekontor gehören zu den größten Verlierern.
Eine Nachricht, die Zalando belastet, kommt mit einem gesenkten Umsatzausblick vom Konkurrenten Boohoo aus Großbritannien. Dies erinnerte die Anleger an das derzeitige Branchenproblem einer nur dürftigen Nachfrage.
Aktien von Rational fallen zurück, nachdem die Privatbank Berenberg ihre Kaufempfehlung für den Großküchenausrüster aufgegeben hat. Laut dem neu zuständigen Analysten Fraser Donlon spricht der jüngste Auftragstrend für ein schwächeres Jahr 2024. Vor diesem Hintergrund sei die Bewertung der Papiere nun angemessen und bedeutende Kurstreiber unwahrscheinlich.
Als positive Ausnahme im MDAX bewegten sich die Papiere von Nemetschek im Plus. Hier gab die Barclays Bank ihr bislang negatives Votum auf. Das Marktumfeld für den Bausoftware-Hersteller sei widerstandsfähiger, so Analyst James Goodman. Dies mache das Verhältnis von Chancen und Risiken ausgewogener.
(Mit Material von dpa-AFX)
Börsen.Briefing Newsletter
Bleiben Sie über die neuesten Entwicklungen bei spannenden Unternehmen und an der Börse auf dem Laufenden. Lesen Sie das Börsen.Briefing. – den täglichen Newsletter des AKTIONÄR. Kostenlos.