Varta glänzte mit den Zahlen für das dritte Quartal. Der Batteriehersteller hob aufgrund der guten Geschäftsentwicklung die Prognose für das Gesamtjahr an. Die Aktie zog weiter an und kletterte auf ein neues Allzeithoch.
Die starke Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien stimmt den Batteriekonzern Varta für 2019 erneut optimistischer. Der Umsatz soll 2019 auf 330 bis 340 Millionen Euro steigen und damit das alte Ziel von 320 bis 330 Millionen Euro übertreffen.
DER AKTIONÄR sprach mit Varta-Vorstand Herbert Schein und Finanzvorstand Steffen Munz über die nächsten Schritte des Batterieherstellers.
DER AKTIONÄR: Herr Schein, wie zufrieden sind sie mit dem abgelaufenen Quartal – schließlich waren die Erwartungen der Analysten sehr hoch?
Herbert Schein: In den ersten neun Monaten haben wir Umsatz und Ergebnis wieder deutlich gesteigert. Dieser Erfolg ist vor allem auf unsere Lithium-Ionen-Technologie zurückzuführen – als Innovations- und Technologieführer profitieren wir von dem stark wachsenden Marktsegment der Premium Headsets. Dafür investieren wir massiv in den Ausbau unserer Produktionskapazitäten und werden damit das Wachstum weiter beschleunigen.
Bei ihrem Bei Ihrem Börsengang lag der erste Kurs bei 24,25 Euro. Im Moment liegt die Aktie bei knapp 90,00 Euro. Werfen sie eigentlich jeden Tag einen Blick auf ihren Aktienkurs?
Herbert Schein: Ja, ich bin jeden Tag neugierig, was die Märkte und unsere Investoren bewegt. Dabei ist die langfristige Betrachtung aber viel wichtiger als tagesaktuelle Kursbewegungen. Die hervorragende Entwicklung unseres Aktienkurses seit dem Börsengang spiegelt das Vertrauen der Investoren in unsere erfolgreiche Wachstumsstrategie wider.
In welchem Bereich ist Varta am stärksten gewachsen?
Steffen Munz: Das stärkste Wachstum verzeichneten wir im Segment „Microbatteries“. Der Umsatz ist hier um 26% sehr dynamisch gewachsen. Innerhalb dieses Segments kommt das mit Abstand stärkste Umsatzwachstum weiterhin von den wiederaufladbaren Lithium-Ionen Zellen für Hightech-Consumerprodukte, insbesondere für kabellose Premium-Kopfhörer. Auch bei den Hörgeräte-Batterien, unserem umsatzseitig größten Geschäftsbereich, wachsen wir weiter schneller als der Markt.
Batterien werden zum Beispiel für die neuen Generationen der kabellosen Headsets, den sogenannten Hearables, gebraucht. Dieser Bereich erlebt gerade einen riesigen Boom. Wie wird sich dieser Markt in den nächsten Jahren weiterentwickeln, sprich welches Potenzial sehen sie hier für ihre Firma?
Herbert Schein: Wir erwarten für diesen Bereich in den nächsten 3 bis 4 Jahren ein Marktwachstum von jährlich über 30 Prozent. Wir haben uns als Technologie- und Innovationsführer einzigartige Wettbewerbsvorteile erarbeitet und wachsen daher deutlich schneller als der Markt.
Die Echo Buds von Amazon ähneln in ihrer Form sehr den entsprechenden Geräten von Samsung Galaxy – für die liefert Varta die Lithium-Ionen Batterien. Welches Potenzial haben diese Produkte?
Herbert Schein: Wir befinden uns am Anfang eines großen Booms. Wie Sie sehen, wurde die neue Generation an Headsets durch unsere Batterietechnologie erst möglich Doch zu einzelnen Kundenbeziehungen können wir uns nicht äußern. Wir bitten Sie hierfür um Verständnis.
Es wird am Markt auch darüber spekuliert, Varta könnte die Batterien für Apples neue Airpods liefern…
Herbert Schein: Sie wissen ja, dass wir uns zu einzelnen Kundenbeziehungen nicht äußern können. Für uns ist es aber generell wichtig, frühzeitig beim Design-in der neuen Generationen an Headsets involviert zu sein. Denn auch bei Geräten von morgen wollen wir wieder der Innovationsführer für die Stromversorgung sein.
Wo sehen sie die größten Wachstumschancen für Varta?
Herbert Schein: In den kommenden drei bis vier Jahren sehen wir das größte Potenzial bei den Wearables – insbesondere bei den Lithium-Ionen Zellen für kabellose Premium-Kopfhörer. Aber auch bei den Hörgerätebatterien, bei denen wir Weltmarktführer sind, wird sich in den nächsten Jahren viel tun: Zum einen geht der Trend hin zu mehr wiederaufladbaren Batterien und andererseits hat der Markt für Hörgeräte noch viel Entwicklungspotenzial. Heute besitzen nur rund 25 Prozent der Menschen mit Hörminderung ein entsprechendes Gerät. Doch mit der Entwicklung hin zu immer kleineren und moderneren Geräten, steigt auch die Akzeptanz bei den Nutzern.
Welche Rolle spielt Varta bei den Planungen beim von der Bundesregierung geforderten und geförderten Aufbau einer Batteriezellenproduktion für Elektroautos?
Herbert Schein: Die Bundesregierung sieht die Batterieindustrie als eine der Schlüsseltechnologien der Zukunft an und will diese fördern. Die VARTA AG hat sich durch permanente Weiterentwicklung der Batterien ein tiefes Know How in der Lithium-Ionen-Technologie erarbeitet und wir zählen zu den Innovationsführern in diesem zukunftsträchtigen Segment. Daher haben wir uns um Fördermittel auch für die Produktion von größeren Zellformaten beworben. Diese Zellen können zum Beispiel für Roboter, schnurlose Haushaltsgeräte und Werkzeug sowie im Automotive-Bereich eingesetzt werden.
Welche Investitionen würden auf Varta zukommen und wie würde Varta sein Wissen in dieses Projekt mit einbringen?
Steffen Munz: Wir haben schon gezeigt, dass wir eine profitable Massenfertigung für Lithium-Ionen-Zellen in Deutschland aufbauen können. Die Initiative des Bundeswirtschaftsministeriums kommt zur richtigen Zeit.
Herr Schein, Herr Munz, Vielen Dank für das Interview!
Fazit: Dass Varta beim Aufbau einer Batteriezellenfertigung in Europa mit von der Partie ist, spricht für das Know-how. Allerdings: Ob das die aktuell hohe Bewertung rechtfertigt, darf mittlerweile bezweifelt werden. Immerhin wird Varta derzeit an der Börse mit einem sehr sportlichen Kurs-Umsatz-Verhältnis von 5,7 und einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 55 für 2020 gehandelt.
Wer investiert ist, bleibt dennoch dabei. Die Aktie überzeugt seit Wochen durch ihre Relative Stärke. Der Stoppkurs sollte auf 85,00 Euro nachgezogen werden.
Interessierte Anleger sollten den Kursen nicht hinterherlaufen und vor einem Einstieg deutliche Rücksetzer abwarten!