Varta-Aktionäre hatten im Jahr 2022 keinen Grund zur Freude. Im Gegenteil: Der Batteriehersteller sah sich mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Der Newsflow war entsprechend negativ. Mit einem Minus von über 80 Prozent zählt die Aktie daher auch zu den größten Verlierern auf dem heimischen Kurszettel. Eine letzte Bestandsaufnahme.
Das eingetrübte wirtschaftliche Umfeld und die globalen Krisen gepaart mit steigenden Schulden und schrumpfenden liquiden Mitteln sowie ein knallharter Wettbewerb haben dem Batteriehersteller in den vergangenen Monaten deutlich zugesetzt.
Nach einer Gewinnwarnung im Juli ließ der Konzern im September die Bombe endgültig platzen: Die Jahresprognosen wurden vorerst ausgesetzt. Mit den Q3-Zahlen präsentierte der zwischenzeitlich neu aufgestellte Vorstand im November überarbeitete Planungen. Für 2022 peilt Varta demnach einen Umsatzrückgang auf 805 bis 820 Millionen Euro (Vorjahr: 902,9 Millionen Euro). Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) soll dabei von 283 Millionen im Vorjahr auf 55 bis 60 Millionen Euro (Vorjahr: 282,9 Millionen Euro) sinken.
Auch im kommenden Jahr wird sich das Geschäft – wenn überhaupt – nur mühsam erholen. Für 2023 peilt Varta einen Umsatz von 850 bis 880 Millionen Euro an. Das bereinigte EBITDA wird zwischen 90 und 110 Millionen Euro gesehen. Eine signifikante Verbesserung der operativen Entwicklung lässt damit weiter auf sich warten.
Varta muss dem Vernehmen nach eigentlich erhebliche Barmittel investieren, um in dem schnell wachsenden, wettbewerbsintensiven und innovationsgetriebenen Markt bestehen zu können. Die liquiden Mittel sind aber deutlich geschrumpft, die Schulden explodiert.
Ungeachtet dessen wurden in den letzten beiden Jahren jeweils rund 100 Millionen Euro als Dividende ausgeschüttet. Über die Hälfte der Summe hat Großaktionär Montana Tech Components eingestrichen, der vom Varta-Aufsichtsrat Michael Tojner geführt wird.
Mit einem veralteten Produktportfolio, gepaart mit geringeren zukünftigen Investitionen, wird es für Varta höchstwahrscheinlich schwierig werden, seine Kapitalkosten in Zukunft zu verdienen“, sieht Thomas Wissler von AlsterResearch dunkle Wolken am Varta-Himmel aufziehen. „Hohe Investitionen und Dividenden in Kombination mit einem Rückgang von Umsatz und Gewinn haben dazu geführt, dass Varta heute hoch verschuldet ist und sich in einer ernsten Zwangslage befindet“, kommt Analyst William Mackie von Kepler Cheuvreux zu einem ähnlichen Fazit.
Neue Kredite aufzunehmen dürfte angesichts der hohen Verschuldung schwierig werden. Varta hat dazu Schuldscheine begeben, die oft an Bedingungen verknüpft sind. Details sind hier nicht bekannt. Dem Vernehmen nach befindet sich Varta in Gesprächen mit den Banken.
Auf den Jahresstart bei Kursen um 117 Euro folgte eine lange Talfahrt. Kurz vor dem Jahreswechsel markiert die Aktie heute ein neues Tief bei 21,60 Euro. Selbst ein Unterschreiten der 20-Euro-Marke scheint in den letzten Handelsstunden nicht ausgeschlossen.
Das Fazit hat Bestand: Varta dürfte vorerst nicht aus dem Abwärtsstrudel herauskommen. Selbst wenn es zum Jahresstart eine kurze Gegenbewegung geben würde: Die enttäuschende Geschäftsentwicklung sollte die Aktie vorerst weiter belasten. Dazu kommt ein möglicher finanzieller Engpass. Der Vorstand versucht zwar, den angeschlagenen Batteriehersteller wieder auf Kurs zu bekommen. Das dürfte im aktuellen Marktumfeld und angesichts der hohen Verschuldung jedoch kein leichtes Unterfangen werden. Ein Einstieg drängt sich daher weiterhin nicht auf.