Die Hoffnung auf ein Überleben wird immer kleiner. Knapp zwei Wochen nach der Zahlungsunfähigkeit und dem Ruf nach Staatshilfen hat die Restaurant-Kette Vapiano in der Nacht nun doch angekündigt, Insolvenzantrag zu stellen. An der Börse sorgt das für einen erneuten Kurssturz. Die Null-Euro-Grenze rückt in greifbare Nähe.
Inmitten der Coronavirus-Krise will die angeschlagene Restaurantkette Vapiano beim Amtsgericht Köln einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen Zahlungsunfähigkeit stellen. Das hat der Vorstand der Vapiano SE in der gestrigen Nacht entschieden. Zugleich werde geprüft, ob auch Insolvenzanträge für Tochtergesellschaften der Vapiano-Gruppe gestellt werden müssen.
Sämtliche durch die Vapiano SE betriebenen Restaurants sind wegen der Corona-Krise unverändert bis auf Weiteres geschlossen. Die Vapiano SE betreibt weltweit eigenen Angaben zufolge 230 Restaurants, in Deutschland 55.
Der Aktienkurs der Vapiano-Aktie crasht am Donnerstag-Vormittag zeitweise um 75 Prozent bis auf 30 Cent. Anfang März stand der Small Cap noch bei 3,40 Euro. Das Rekordhoch der Aktie lag im Januar 2018 bei 25,20 Euro.
Das Unternehmen hatte bereits am 20. März mitgeteilt, zahlungsunfähig zu sein und erklärt, dies sei aufgrund des drastischen Umsatz- und Einnahmenrückgangs eingetreten (DER AKTIONÄR berichtete). Zugleich hatte das Unternehmen einen "dringenden Appell an die Bundesregierung zur schnellen Umsetzung der wirtschaftlichen Hilfen in der Covid-19-Krise" gerichtet. Damit hoffte der Vorstand, den innerhalb einer Frist von drei Wochen gebotenen Insolvenzantrag doch noch abwenden zu können.
Seitdem sei aber keine Lösung für den zuletzt aufgrund der Covid-19-Krise nochmals signifikant gestiegenen Liquiditätsbedarf von insgesamt zusätzlich circa 36,7 Millionen Euro gefunden worden, teilte Vapiano nun mit. "Insbesondere konnte keine abschließende Einigung mit den finanzierenden Banken und wesentlichen Aktionären über die Beiträge zu der angestrebten umfassenden Finanzierungslösung erzielt werden", schrieb Finanzvorstand Lutz Scharpe in der vergangenen Nacht in einer Pflichtmitteilung für die Börsen.
Mangels Einigung über eine solche Finanzierungslösung hätten auch die in Aussicht stehenden Finanzmittel aus staatlichen Unterstützungsprogrammen nicht beantragt werden können. Die Bundesregierung hatte unter anderem ein unbegrenztes Kreditprogramm beschlossen, um in der Corona-Krise die Liquidität der Firmen sicherzustellen. Allerdings werden nicht jedem Unternehmen Notkredite gewährt, da die Banken, über die die Kredite vergeben werden, das Risiko zum Teil selbst mittragen.
Daher gibt es derzeit eine Debatte um die Frage, ob der Bund eine 100-prozentige Garantie auf die Hilfskredite geben sollte. Einerseits könnten dann Gelder mit weniger aufwendigen Prüfungen schneller und umfassender fließen. Andererseits steigen ohne eingehende Prüfungen die Risiken für den Fiskus. Der Staat könnte dann etwa auch für Unternehmen gerade stehen, die auch ohne die Corona-Krise in Schwierigkeiten wären.
Das jedenfalls trifft auf Vapiano zu. Die Restaurantkette musste zuletzt herbe Verluste ausweisen, auch eine abgespeckte Menükarte oder neue Bestellterminals brachten nicht die erhoffte Wende. Schon seit längerem schreibt die Kette rote Zahlen. In den ersten drei Quartalen 2019 wies die bundesweit einzige börsennotierte Restaurantkette bereits einen Verlust von 46,1 Millionen Euro aus und damit deutlich mehr als ein Jahr zuvor (minus 29,4 Millionen Euro).
Ein dauerhafter Weiterbestand von Vapiano wird immer unwahrscheinlicher. DER AKTIONÄR bleibt angesichts des in die Tage gekommenen Geschäftsmodells der Restaurant-Kette und den Finanznöten bei seiner früheren Einschätzung: Anleger halten sich besser von der Vapiano-Aktie fern.
Mit Material von dpa-AFX