Die Gazprom-Aktie ist seit einiger Zeit gleichsam im Schwitzkasten des Themas „Nord Stream 2“. Diskussionen und vor allem Proteste gegen den Bau der Pipeline haben das Papier des russischen Erdgasriesens zuletzt bewegt. Bisher waren es leere Androhungen seitens "Trump-Land". Doch seit Freitag erreicht der Streit eine neue Eskalationsstufe. Konkrete US-Sanktionen gegen den deutschen Hafen Sassnitz schweben im Raum. Die Unsicherheit dürfte der Aktie wenig Luft für Kurssprünge lassen.
So hätten erste US-Senatoren im Rahmen eines Schreibens den deutschen Hafen Sassnitz in einem Brief auf die möglichen Konsequenzen hingewiesen, sollte der Hafen oder der verbundene Hafen Mukran die Beteiligung an Nord Stream 2 nicht unterbinden. Das Schreiben bezieht sich dabei offenbar auf Mithilfe beim Verlegen Rohre und Beherbergung russischer Schiffe.
Im Grunde ist es das ewige Duell auf der weltpolitischen Bühne: Washington versus Moskau. Wer hat auf der Welt mehr Macht und Einfluss? Wer hat die größere Gefolgschaft und mehr Verbündete? Wer ist im Ergebnis der Stärkere?
Konkret will Moskau mit Nord Stream 2 die Kapazitäten für seine direkten Gaslieferungen nach Deutschland verdoppeln. Die beiden jeweils gut 1200 Kilometer langen Röhren waren schon weitgehend verlegt, als die USA Ende des vergangenen Jahres allen beteiligten Unternehmen - im Falle eines Weiterbauens der Pipeline - Sanktionen androhten.
So hat beispielsweise das von Nord Stream 2 beauftragten Schweizer Unternehmens "Allseas" seine Arbeit, Röhren in der Ostsee zu versenken, daraufhin beendet. Und auch Russlands Präsident wäre „not amused“ , sollte sein Prestige-Projekt als Milliardengrab enden. Weitere Ost-West-Spannungen wären dann vorprogrammiert.
Die USA rechtfertigen ihre Politik, dass sich im Falle einer „lebendigen“ Pipeline das geopolitische Machtgefüge zugunsten Russlands verschiebt.
Für Gazprom und die Aktie bedeutet das im Ergebnis: andauernde Unsicherheit und gestiegene Risiken. Angesichts der aktuell problematischen Gemengelage und des wenig einladenden Chartbilds sollten Anleger derzeit besser einen Bogen um den russischen Erdgasriesen machen.