Nach einigen fetten Jahren trifft eine ausgewachsene Krise die großen Banken in den USA. Für Spekulanten könnten sich trotz Risiken aber einige Chancen bieten.
Das letzte Jahr war für JPMorgan ein neuer Rekord: Es wurde der höchste Gewinn der Unternehmensgeschichte eingefahren. Klar, dass man das 2020 nicht sofort würde übertreffen können. Doch mit so einem Hammer wie Corona hat wohl auch CEO Jamie Dimon nicht gerechnet. Der Nettogewinn im ersten Quartal ging gegenüber dem Vorjahr um 70 Prozent auf 2,90 Milliarden Dollar (2,67 Milliarden Euro) zurück. Dimon selbst sagt für das Gesamtjahr schon jetzt einen Gewinnrückgang voraus. Hinter dem schweren Einbruch beim Ergebnis stecken deutlich gestiegene Rückstellungen für Kreditausfälle. Im Vergleich zum Vorjahresquartal wurden sie um 6,80 auf 8,30 Milliarden Dollar aufgestockt. Der Grund ist, dass bereits jetzt in den USA über 22 Millionen Menschen ihren Job verloren haben. Viele können zudem ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen, der Konsum ist abgeschmiert. JPMorgan hat 2019 knapp die Hälfte seines Vorsteuergewinns im Bereich Retail-Banking gemacht. Hypothekenvergabe, Kreditkarten und Autos: Alles bricht jetzt weg. Dimon erwartet eine Rezession ähnlich der in der Folge der Finanzkrise 2008. Doch JPMorgan ist in einer guten Ausgangsposition. Die Kreditrückstellungen dürften im laufenden Jahr weiter steigen, je nachdem, wie schlimm die Wirtschaft schrumpft. Aber die Bank hat eine Billion Dollar an Liquidität und um Dimon ein erfahrenes Management, das krisenerprobt ist. Zudem zahlt das Institut noch eine Dividende. Denn anders als in der Eurozone schütten US-Banken noch aus. Aufgrund der vierteljährlichen Zahlung ist der Ausblick aber ungewiss. Profitieren sollte JPMorgan in diesem Umfeld vor allem vom Handelsgeschäft. Im ersten Quartal stieg der Ertrag dort um satte 30 Prozent. Die Volatilität dürfte in den kommenden Monaten hoch bleiben, wodurch diese Sparte bei der Bank noch für positive Überraschungen sorgen könnte. Mutige bauen eine Position auf.