Es bleibt spannend: Die Wall Street hat am Donnerstag hat zunächst an ihre Erholung vom Vortag angeknüpft. Grund zur Erleichterung gibt es aber kaum. Trotz erneuter Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine wurden die Luftangriffe auf das osteuropäische Land verstärkt. Ein erstes Treffen beider Länder war am Montag ohne greifbares Ergebnis geblieben. (UPDATE zur Fortsetzung der Verhandlungen vor dem Fazit)
Die fortgesetzten Kriegshandlungen Moskaus und damit einhergehende Sanktionen des Westens trieben die Ölpreise weiter nach oben – auf den höchsten Stand seit 2008.
Der Dow Jones Industrial gewann im frühen Handel 0,35 Prozent auf 34.009 Punkte. Der S&P 500 stieg um 0,20 Prozent auf 4.395 Punkte. Für den Nasdaq 100 ging es hingegen um 0,17 Prozent auf 14.219 Zähler nach unten. Anschließend ging es für die Indizes – Stand 17 Uhr – aber vor allem abwärts. Der DAX ist kurz vor Handelsschluss von mehr als 14.000 Punkten auf bis zu 13.739 Punkte abgerutscht.
Stimmung schlechter als erwartet
Zur Ernüchterung beigetragen haben könnte: Die Stimmung im US-Dienstleistungssektor hat sich im Februar deutlich eingetrübt. Der Einkaufsmanagerindex des Instituts for Supply Management (ISM) fiel gegenüber Januar um 3,4 Punkte auf 56,5 Zähler. Analysten hatten dagegen mit einer Verbesserung auf im Schnitt 61,0 Punkte gerechnet.
Anthony Nieves vom ISM verwies auf zahlreiche Belastungsfaktoren, darunter anhaltende Schwierigkeiten in den Lieferketten, Kapazitätsprobleme, die hohe Inflation und Logistikprobleme. Außerdem falle es den Unternehmen weiterhin schwer, ausreichend Personal zu finden.
Trotz des Rückgangs liegt der Stimmungsindikator deutlich über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Der Indikator signalisiert damit Wachstum im Dienstleistungssektor.
Zwei Ausnahmen
Unternehmensseitig gab es noch ein paar Quartalsberichte vor Handelsbeginn. So enttäuschte der Unterhaltungselektronikhändler Best Buy zwar teilweise mit seinem Geschäftsbericht, doch der längerfristige Ausblick auf 2024/25 ist stark. Die die Aktie steigt daher zu Handelsbeginn rund zehn Prozent.
Für die Papiere von Kroger geht es ebenfalls etwa zehn Prozent nach oben. Die Lebensmittel-Supermarktkette schnitt nicht nur ergebnisseitig im vergangenen Jahr besser als erwartet ab, sondern übertraf auch mit den Zielen für das angelaufene Jahr die Erwartungen am Markt.
Verhandlungen haben wieder begonnen
Die Ukraine will bei ihren Verhandlungen mit Russland auch eine Errichtung humanitärer Korridore für Zivilisten in zerstörten und umkämpften Städten und Dörfern erreichen. Das schrieb der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak bei Twitter. Weitere Punkte auf der Tagesordnung seien das sofortige Einstellen der Kämpfe und ein Waffenstillstand. Podoljak postete zudem ein Foto von beiden Delegationen an einem Verhandlungstisch an einem nicht näher genannten Ort in Belarus. Beide Seiten hatten sich bereits am Montag getroffen.
Nach Einschätzung von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron steht im russischen Krieg gegen die Ukraine das Schlimmste noch bevor. Das verlautete aus dem Élyséepalast nach einem Telefonat Macrons mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Wie es in Paris weiter hieß, ist es Putins klares Ziel, die gesamte Ukraine unter seine Kontrolle zu bringen.
In dem Telefonat mit Macron drohte Putin nach Kreml-Angaben, weitere Forderungen an die Ukraine zu stellen. Zuvorderst gehe es um die Demilitarisierung der Ukraine und deren neutralen Status. Putin habe betont, dass die Ziele der militärischen „Spezial-Operation“, wie Russland den Krieg bezeichnet, in jedem Fall erreicht werden.
Angesichts dieser Meldung dürften sich Anleger kaum Hoffnung auf eine Einigung machen.
Grundsätzlich haben die vergangenen Tage gezeigt, dass starke Kursausschläge nach oben und unten die Regel sind. Angesichts von derzeit eher geringer Liquidität sind diese Bewegungen mit Vorsicht zu genießen. Oft kommt es zu schnellen Gewinnmitnahmen. Die Gewinner des einen Tages sind häufig die Verlierer des anderen Tages. In diesem Marktumfeld sollten Anleger nur behutsam agieren und im Zweifel eine Barreserve in der Hinterhand halten.
(mit Material von dpa-AFX)