Dank einem am heutigen Freitag beschlossenen Rettungspaket ist die Zukunft des Energieriesen Uniper zunächst gesichert. Eine Kapitalerhöhung und eine Aufstockung der KfW-Kreditline soll frisches Geld in die Kasse bringen. Das Unternehmen selbst hat unterdessen eine Schadenersatzklage gegen den Lieferanten Gazprom angekündigt.
„Klar ist, dass wir versuchen werden – zum Wohle unseres Unternehmens –, Gazprom haftbar zu machen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Firma, Klaus-Dieter Maubach, am Freitag in Düsseldorf. Ob es eine Auseinandersetzung vor Schiedsgerichten oder vor öffentlichen Gerichten werde, könne er noch nicht sagen. „Wir prüfen das in alle Richtungen.“
Uniper bezieht den Großteil seiner Gasimporte aus Russland. Weil inzwischen aber viel weniger kommt als früher, muss Uniper teure Extraenergie am Markt einkaufen, um seine Verträge mit Stadtwerken und Industriefirmen erfüllen zu können. Die Mehrkosten darf Uniper bisher nicht an seine Vertragskunden weiterreichen, deshalb macht der Konzern tiefrote Geschäfte.
Die Kosten für diese Ersatzbeschaffungen bezifferte Maubach bis Ende August auf 4,5 Milliarden Euro. Sollte ein von der Bundesregierung geplantes Umlagesystem, das 90 Prozent der Extrakosten decken soll, erst im Oktober eingeführt werden, würde das Uniper noch einmal 1,7 Milliarden Euro kosten, sagte der Manager.
Verträge zwischen Uniper und Gazprom laufen nach seinen Angaben noch bis Mitte der 2030er Jahre. Ein Sonderkündigungsrecht habe seine Firma nicht. Dennoch werde Uniper die Geschäftsbeziehungen neu bewerten, kündigte der Firmenchef an. „Gasbeschaffung basiert immer auf der Annahme, dass wir einen zuverlässigen Lieferanten haben.“
Möglicherweise wiederholten sich die Unsicherheiten auch in Zukunft. „Darauf ist kein Geschäftsmodell aufzubauen.“ Kein Vorstand könne „das Risiko, dass eine einzelne Kunden-Lieferanten-Beziehung die Firma an den Rand des Ruins bringt", verantworten. „Es braucht einen komplett neuen Blick auf das, was wir tun.“ Dies werde man auch mit dem Bund als neuen Aktionär besprechen.
Starke Verwässerung, keine Dividende mehr
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte am Freitag angekündigt, dass der Bund mit 30 Prozent bei dem in Schieflage geratenen Unternehmen einsteigt. Zudem sind weitere Stützungsmaßnahmen geplant. Die finanzielle Lage des für die Energieversorgung in Deutschland enorm wichtigen Konzerns dürfte damit vorerst gesichert sein – geht für die Altaktionäre aber mit erheblichen Einbußen einher.
Durch den Einstieg des Bundes zum Nennwert der Uniper-Aktie werden die Anteile der übrigen Eigner stark verwässert. Der Anteil des finnischen Großaktionärs Fortum von bisher rund 80 Prozent sinke dadurch nach eigenen Angaben auf 56 Prozent. Die Beteiligung kann allerdings durch eine ebenfalls angekündigte Pflichtwandel-Anleihe wieder aufgestockt werden.
Ferner verpflichten die nun getroffenen Vereinbarungen Uniper dazu, keine Dividenden mehr an die Anteilseigner auszuschütten. Auch die Auszahlung von Boni an das Management ist vorerst tabu.
Für die Aktionäre sind diese Aussichten – trotz Rettung – nicht sehr verlockend. Entsprechend eindeutig fiel auch die Kursreaktion auf die Bekanntgabe des Stabilisierungspakets aus: Die Aktie ist im Tagesverlauf bei 6,95 Euro auf ein Rekordtief gefallen und letztlich mit einem dicken Minus von 28,9 Prozent auf 7,46 Euro aus dem Xetra-Handel gegangen.
DER AKTIONÄR hat bereits länger vor einer Verwässerung der Anteile gewarnt. Zudem lässt sich die Gaskrise nicht zeitnah lösen. Daher gilt weiterhin: Finger weg!
Mit Material von dpa-AFX.