Siltronic rechnet im laufenden Jahr wegen einer schwächeren Nachfrage mit deutlich weniger Gewinn und operativem Ergebnis. Der Chipindustriezulieferer geht von einem Lagerbestandsabbau bei Kunden aus, was die Nachfrage belastet. Zudem stiegen die Kosten inflationsbedingt. Analysten hatten nach den zuletzt noch deutlich zuversichtlicheren Aussagen des Siltronic-Vorstands eine bessere Entwicklung erwartet. Die Aktie bricht ein.
Im vergangenen Jahr hatte Siltronic beim Umsatz und dem operativen Gewinn Rekordwerte erzielt. Der Umsatz stieg auf Basis Anfang Februar vorgestellter, vorläufiger Zahlen um 28 Prozent auf knapp 1,81 Milliarden Euro, wovon 37 Prozent als operatives Ergebnis (EBITDA) hängen blieben. Rückenwind lieferten vor allem der 2022 über weite Strecken starke US-Dollar sowie höhere Absatzpreise.
Anfang Februar hatte Siltronic sich noch durchaus zuversichtlich zum neuen Jahr geäußert. Zwar sei 2023 durch höhere Kosten und Unsicherheiten geprägt, allerdings sei die Auslastung noch hoch, wenngleich einige Kunden eine schwächere Auftragslage im ersten Halbjahr sehen würden, hatte es geheißen.
Heute klingt das Unternehmen deutlich vorsichtiger. “Aufgrund der in den nächsten Quartalen erwarteten Bestandskorrekturen in den Wertschöpfungsstufen nach uns sowie kurzfristiger Verschiebung von Liefermengen einiger Kunden im ersten Halbjahr 2023” werde für das erste Quartal mit einem Umsatzrückgang um rund 15 Prozent im Vergleich zum Schlussviertel 2022 gerechnet. Die operative Gewinnmarge werden im Auftaktquartal zwischen 30 und 33 Prozent liegen.
Im Gesamtjahr sollen Umsatz und operative Gewinnmarge daher deutlich unter den Werten von 2022 liegen. Im Durchschnitt hatten Analysten vor der Medung für das Gesamtjahr laut vom Unternehmen zur Verfügung gestellter Daten mit einem nur leichten Umsatzrückgang auf 1,79 Milliarden Euro gerechnet, sowie mit einer operativen Gewinnmarge von knapp 32 Prozent.
Hintergrund: Chiphersteller wie Intel, AMD und der weltgrößte Auftragsfertiger TSMC bekommen aktuell das Schrumpfen des PC-Marktes zu spüren, und auch beim Kauf von Unterhaltungselektronik werden viele Verbraucher wegen der hohen Inflation und Konjunktursorgen vorsichtiger. Hinzu kommt, dass viele Unternehmen aus vielen Industrien während der Chipengpässe der vergangenen beiden Jahren oft doppelt bestellt haben, um überhaupt beliefert zu werden. Nach der Normalisierung vieler Lieferketten und wegen der Kaufzurückhaltung vieler Menschen dürften sie und die Chiphersteller nun teils auf vollen Lagern sitzen. Diese Bestände dürften jetzt erst einmal abgebaut werden, bevor die Kunden neue Siliziumwafer bei Siltronic bestellen.
Die Prognosen erwischten Analysten, Investoren und den AKTIONÄR auf dem falschen Fuß. Wieviel der Konzern nach dem schwachen Auftakt im Jahresverlauf noch aufholen kann, ist fraglich. Weitere Details zum Ausblick dürfte es am 9. März geben, wenn Siltronic den Geschäftsbericht für 2022 veröffentlichen will. Die Chance auf ein mittelfristiges Comeback ist gegeben, zumal die Aktie recht günstig bewertet ist – und die Lagerbestände der Kunden auch wieder schrumpfen.
(Mit Material von dpa-AFX)
Hinweis auf Interessenkonflikte: Derivate auf Siltronic befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG