Im abgelaufenen Jahr erzielte Siltronic beim Umsatz und dem operativen Gewinn Rekordwerte. Trotz anhaltender Unsicherheiten geht der Chipzulieferer zuversichtlich ins neue Jahr. Die vorgelegten Daten kommen bei den Investoren richtig gut an. Die AKTIONÄR-Dauerempfehlung legt kräftig zu und hat ein frisches charttechnisches Kaufsignal generiert.
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2022 steig der Umsatz bei Siltronic auf Basis vorläufiger Zahlen um 28 Prozent auf 1,81 Milliarden Euro. Rückenwind lieferten vor allem der über weite Strecken starke US-Dollar sowie höhere Absatzpreise.
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stieg um 44 Prozent auf 672 Millionen Euro. Darin enthalten ist auch eine Ausgleichszahlung von 50 Millionen Euro im Zusammengang mit der Anfang 2022 gescheiterten Übernahme durch den Wettbewerber Globalwafers.
Während der Umsatz damit in etwa auf dem Niveau der Markterwartungen lag, übertraf das operative Ergebnis diese deutlich. Allerdings lagen Umsatz und operatives Ergebnis im Schlussquartal jeweils leicht unter den Werten des dritten Jahresviertels.
Der Netto-Finanzmittelfluss war 2022 mit minus 395 Millionen Euro zwar negativ, das lag aber an hohen Investitionen in den Produktionsausbau. Der ist auch nötig, denn wegen stark ausgelasteter Kapazitäten war das mengenbedingte Umsatzwachstum im vergangenen Jahr nur sehr gering.
Abhilfe schaffen soll eine weitere Fabrik in Singapur für 300-Millimeter-Wafer, für die bis Ende 2024 rund zwei Milliarden Euro investiert werden. Der Bau schreite mit großen Schritten voran, erste Maschinen seien bereits installiert, so Siltronic-Chef Christoph von Plotho. Zudem wird der Produktionsstandort im sächsischen Freiberg um eine Ziehhalle für Siliziumkristalle erweitert, in der die ersten Maschinen im dritten Quartal installiert worden. Aus solchen Kristallen können dann Reinstsiliziumwafer hergestellt werden. Diese dünnen Scheiben sind die Grundlage für alle möglichen Elektronikchips.
Auch in diesem Zusammengang stiegen die Investitionen im vergangenen Jahr auf fast 1,1 Milliarden Euro, nach 426 Millionen Euro im Jahr davor. 2023 sollen sie in etwa stabil bleiben.
Gegenwind sieht von Plotho 2023 durch den zuletzt schwächeren US-Dollar, der aktuell infolge frischer Zinssignale der US-Notenbank Fed weiter unter Druck geriet. Mittlerweile müssen gut 1,10 Dollar je Euro gezahlt werden. Da in der Chipbranche überwiegend in Dollar abgerechnet wird, schmälert eine Schwäche der US-Währung die Erlöse in Euro. Konkret bedeutet das laut Siltronic, dass ein durchschnittlicher Wechselkurs des Euro gegenüber dem US-Dollar von 1,10 im Vergleich zu 1,05 im vergangenen Jahr den Umsatz mit rund 65 Millionen Euro belasten würde.
Gleichzeitig rechnet Siltronic mit weiter steigenden Stückkosten im Zuge der hohen Inflation. All diesen Belastungen stünden aber leicht steigende Verkaufspreise gegenüber.
Kurzum: 2023 ist weiterhin durch höhere Kosten und Unsicherheiten geprägt. Allerdings ist die Auslastung noch hoch, wenngleich einige Kunden eine schwächere Auftragslage im ersten Halbjahr 2023 sehen würden. Der große Nachfrageabschwung, den einige Branchenbeobachter zuletzt befürchteten, ist aber noch nicht da.
Mit dem Sprung über den horizontalen Widerstand hat die Aktie heute früh ein frisches Kaufsignal generiert. Angesichts der Dynamik ist ein Durchmarsch bis 90 Euro nicht ausgeschlossen. Zuvor war der Titel im Oktober 2022 wegen Sorgen um einen Abschwung in der Chipbranche noch bis auf 51,65 Euro gefallen. Anfang 2022 hatte die Aktie vor dem Platzen der Übernahme durch Globalwafers sogar noch um die 140 Euro gekostet. Bleibt das Marktumfeld für Technologiewerte in den kommenden Wochen und Monaten stabil, könnte die Aktie sogar wieder dreistellige Notierung ansteuern.
(Mit Material von dpa-AFX)