TUI braucht offenbar frisches Geld und zapft dafür den Kapitalmarkt an. Das Unternehmen hat am Freitag-Morgen angekündigt, bei Investoren eine Wandelanleihe im Umfang von rund 350 Millionen Euro zu platzieren. Möglicherweise werde das Volumen noch auf 400 Millionen erhöht, kündigte TUI an. Die Aktie des Touristik-Konzerns verliert zeitweise rund acht Prozent.
Vorstand und Aufsichtsrat wollen auf diese Weise die Liquidität des Konzerns angesichts der anhaltenden Krise erhöhen und die Mittel später zur Rückzahlung anderer Verbindlichkeiten einsetzen.
Branchenexpertin Rebecca Lane vom Analysehaus Jefferies wertet den Schritt des Konzerns als sehr kurzfristig und unzureichend. Die Wandelanleihe sichere TUI zusätzliche Zahlungsfähigkeit für nur gut einen zusätzlichen Monat. Insgesamt dürfte das Geld des Konzerns damit noch etwa sechs Monate reichen, schätzt sie - wenn man Rückerstattungsansprüche von Kunden ausklammert.
Konkret soll die Wandelanleihe bis 16. April 2028 laufen und zu einer Prämie zwischen 25 und 30 Prozent in neue Aktien des TUI-Konzerns gewandelt werden können. Die Verzinsung soll bei 4,5 bis 5 Prozent liegen. Die Hannoveraner wollen die genauen Konditionen noch im Laufe des Freitags festlegen und bekannt geben. Der deutsche Staat hatte den Touristikriesen in der Corona-Pandemie mit Milliardenhilfen vor dem Untergang bewahrt. Hinzu kam zuletzt eine Kapitalerhöhung, an der sich maßgeblich der russische Großaktionär Alexej Mordaschow beteiligte.
TUI verfügte Ende März über Barmittel und abrufbare Fazilitäten in Höhe von 1,6 Milliarden Euro. Sollte das Sommergeschäft gut verlaufen, würden diese finanziellen Mittel ausreichen. Angesichts der coronabedingten Unsicherheiten haben die Hannoveraner mit dem Geld nun einen zusätzlichen Puffer eingebaut.
Erfreulich ist, dass man mit dem „Global Realignment Programme“ genannten Restrukturierungsprogramm auf Kurs ist, um bis zum Geschäftsjahr 2022/23 jährliche Kosteneinsparungen von 400 Millionen Euro zu erreichen. Unter anderem sind bereits 5.000 der geplanten 8.000 Stellenreduzierungen umgesetzt worden.
Die TUI-Aktie verliert am Vormittag über sechs Prozent und notiert damit unter der 50-Tage-Linie (GD50), die für den kurzfristigen Trend wichtig ist.
Auch wenn die Kapitalmaßnahme die Aktie kurzfristig belastet, geht TUI damit den richtigen, weil notwendigen Weg. Die Liquiditätssicherung hat in der aktuellen Situation oberste Priorität. Charttechnisch hat sich das Bild nun durch das Unterschreiten der GD50 etwas eingetrübt. Dennoch: Anleger bleiben weiter an Bord und beachten den Stopp bei 3,60 Euro.
(Mit Material von dpa-AFX)
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Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: