Die TUI-Aktie legt nach ihrem jüngsten Höhenflug zum Wochenauftakt erstmal eine Atempause ein. Frische News seitens des Reiseveranstalters gibt es nicht. Vielmehr steht weiterhin die mögliche FTI-Übernahme durch die Nummer Zwei, DERTOUR, im Fokus. Ob es zu dem Deal und damit zu einer Branchen-Konsolidierung kommt, ist jedoch fraglich.
Laut Handelsblatt-Bericht seien die Verhandlungen zwischen der zum Rewe-Konzern gehörenden DER Touristik Group und dem Münchener Urlaubskonzern FTI weit fortgeschritten. Doch beide Parteien hüllen sich nach wie vor in Schweigen. Das Problem: Die Erfolgsaussichten sind auch nicht gerade top.
Neben möglichen kartellrechtlichen Bedenken dürften die Schulden der Münchener dem Zusammenschluss im Wege stehen. Die Rewe Group will die FTI wohl nicht inklusive aller Schulden schlucken. Auf der Nummer Drei lasten nämlich Schulden von mehr als einer Milliarde Euro allein die Corona-bedingten (staatlichen) Kredite machen etwa 600 Millionen Euro aus. Und angesichts der mickrigen Margen im Tourismus und Unsicherheiten hinsichtlich des Reisejahres 2023 dürfte dieser hohe Betrag ein echter "Dealbreaker" sein.
Daher hofft Rewe-Boss Lionel Souque auf einen Schuldenschnitt beziehungsweise „Haircut“. Doch ein solcher, also der staatliche Verzicht auf Rückzahlung, würde den Steuerzahler belasten. Das wäre in der aktuell wirtschaftlich schwierigen Zeit politisch nur schwer vermittelbar. Zudem könnte dann auch TUI ein solches Geldgeschenk vom Bund einfordern. Die Hannoveraner mussten während der Pandemie mit mehr als vier Milliarden Euro vom Staat gerettet werden. Insgesamt belaufen sich die Nettoschulden des Reisekonzerns auf 3,4 Milliarden Euro (Stand per Mitte Dezember).
Die TUI-Aktie, die zuletzt stark gestiegen ist, kann am Montag (Mittagszeit) erneut zulegen – und zwar verbucht der Tourismus-Titel ein Plus von rund einem Prozent auf 1,97 Euro. Auf dem weiteren Weg gen Norden wartet nun ein nicht ganz einfach zu knackendes Hindernis in Form der – auch psychologisch wichtigen – Zwei-Euro-Marke. Danach wäre der ganz langfristige Abwärtstrend im Bereich von 2,35 Euro ein äußerst hartnäckiger Widerstand. Im Falle einer denkbaren (auch mit Blick auf den "überkauften" Gesamtmarkt) nahenden Konsolidierung steht die 200-Tage-Linie (aktuell: 1,81 Euro) als erste Auffangmarke parat.
Zuletzt haben Hoffnungen auf eine milde beziehungsweise "ausfallende" Rezession und nachlassende Inflation den Reise-Aktien geholfen. Dennoch ist die Welt aus konjunkturell-wirtschaftlicher Sicht noch lange nicht wieder in Ordnung. Zudem muss bei TUI weiter abgewartet werden, ob die Aufwärtsbewegung eine echte Trendumkehr oder ein Strohfeuer ist. Auch die nahende Hauptversammlung (14. Februar), in der über eine erneute Kapitalerhöhung mit vorheriger Kapitalherabsetzung (DER AKTIONÄR berichtete) abgestimmt wird, sollten Anleger als Belastungsfaktor im Blick haben. DER AKTIONÄR bleibt jedenfalls weiterhin außen vor.