Die TUI-Aktie kommt nicht aus dem Tal der Tränen heraus und notiert weiterhin in der Nähe des Allzeittiefs. Das jüngste Kursplus vom Dienstag wurde zur Wochenmitte – in einem schwachen Gesamtmarkt – direkt wieder kassiert. Dabei ist die Stimmung in der Reisebranche trotz des schlechten gestrigen Ifo-Index‘ durchaus gut - zumindest retrospektiv.
Das Geschäftsklima der Reisebranche ist zwar saisonbereinigt im Mai 2023 zum Vormonat um 18,4 Punkte auf 19,2 Punkte zurückgegangen, wie die fvw berichtet und sich dabei auf die spezifischen Branchen-Daten des Ifo-Instituts bezieht. Der deutliche Rückgang gründet allerdings vor allem darin, dass der Buchungs-Boom des ersten Quartals mittlerweile abebbt. Dabei werden die Frühjahrsmonate mit einem richtig starken Vorjahreszeitraum verglichen, in dem die Reisebuchungen nach der Corona-Pandemie kräftig wieder anzogen.
Die Stimmung unter den Touristikern ist nach Angaben des Münchener Instituts nach wie vor sehr gut. Das dürfte primär an der Erlösentwicklung liegen. Hier wurden im Mai saisonbereinigt 74,3 Punkte registriert – 1,6 Punkte mehr als im April 2023. Interessant ist auch, dass bei der Beurteilung des Auftragsbestands 12,8 Punkte erreicht wurden. Im April 2023 waren es lediglich 5,6 Punkte.
Dennoch- jenseits dieser Momentaufnahme - dürfte auch die Tourismus-Branche die vorhandene Rezession zu spüren bekommen. Nachdem das Wirtschaftswachstum im Winterquartal bereits negativ war , ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,3 Prozent geschrumpft, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Fällt die Wirtschaftsleistung zwei Quartale in Folge, sprechen Ökonomen von einer technischen Rezession. Auch die Aussichten fürs Gesamtjahr dürften Anleger nicht wirklich in Urlaubsstimmung versetzen: Der Internationale Währungsfonds geht davon aus, dass sich das Wirtschaftswachstum 2023 lediglich um die Nulllinie herum bewegen dürfte.
Auch eine aktuelle Analystenstimme eines renommierten amerikanischen Analysehauses macht wenig Hoffnung, dass TUI kurzfristig aus dem Keller kommen wird. Bernstein sieht die Papiere als "Market-Performer" und in dem Zuge bei 6,80 Euro fair bewertet. Das wären – ausgehend vom aktuellen Kursniveau – rund 13 Prozent Aufwärtspotenzial.
Die TUI-Aktie verliert am Donnerstag rund 1,3 Prozent und fällt damit unter die psychologisch wichtige 6-Euro-Marke. Damit rückt das Allzeittief bei 5,63 Euro wieder ins Blickfeld.
Es dürfte schwierig für TUI bleiben. Auch wenn die von Bloomberg befragten Analysten von einem Gewinn für 2023 ausgehen, ist das – mit Blick auf die prognostizierte negative Wirtschaftsentwicklung – keineswegs ausgemachte Sache. Anleger bleiben besser außen vor, zumal auch das Chartbild alles andere als einladend ist.
(Mit Material von dpa-AFX)